Liebe, verehrte Freundin
Wenn es mir auch nur erlaubt ist wenige Worte zu schreiben, da ich einige Tage gar nicht schreiben konnte ohne Schmerz, und jetzt die Hand schonen soll: einen Gruß zu morgen1 müssen Sie doch haben. Es geht Ihnen hoffentlich viel wohler als mir in den letzten 2 Monaten; die Hitze scheint eine Menge Unbehagen meiner Glieder zur Blüthe des Schmerzes und der Schwäche getrieben zu haben. Nun kulminirte das Ganze seit einer Woche in einer Art Grippe, die mich zu completem Müßiggang verurtheilte. Zugleich fühle ich aber, daß damit aller Krankheitsstoff entschwindet, und ahne Wohlsein an grenzenlosem Apettit. Verzeihen Sie, daß ich Sie so lange <mit> von mir unterhielt; schon mein kleiner Johannes, der heute seinen 4ten Geburtstag begieng, wäre ein guter, nahliegender Stoff! Der Junge genoß seinen Kuchen mit den 4 kleinen und einem großen Licht und alle Freuden als wären’s die schönsten Sinfonien für unsereins! Möchten Sie auch alle recht heiter zusammen sein, und mir bald sagen, ob wir Sie Ende Oktober noch im Badischen treffen. Mit den freundschaftlichsten Grüßen und Wünschen
Ihr altergebner
Joseph J.
Verehrte Frau Schumann!
Tausend herzliche Glückwünsche haben wir für Sie und die Ihrigen zum morgenden Tage! Bitte, halten Sie die Freunde, die Ihnen so treu ergeben sind, ein wenig lieb! – Wir sind – obwohl Alle leidend, u. dießmal der Hausvater an der Spitze – schon recht in Umzugssorgen – u. für mich ist es bis jetzt beinahe komisch zu denken, daß wir in 8 Tagen zum Schwerinerfest4 müßen, während hier die Dienstmänner hausen. Aber, es läßt sich nicht ändern – u. ich rufe täglich: „Leichtsinn stehe mir bei!“ Werden wir Sie im Oktober noch treffen? Ich hoffe! Herzlichst Ihre
Ursi
Ihr Pathchen ist lieb u. prächtig u. liebt sehr Musik!
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