23.01.2024

Briefe



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ID: 1749
Geschrieben am: Freitag 11.11.1853
 

Vielen Dank, lieber Joachim, für Ihren Brief und die so höchst sorgsam bezeichnete Stimme, die ich mit großem Interesse und mit Staunen über manche Applicatur in meiner Partitur eingetragen. Ich bitte, die Ihre mir noch einige Tage zu laßen; ich kann den früheren Clavierauszug nirgends finden und will nun einen neuen copiren lassen. Den beiliegenden Brief theilen Sie Johannes mit. Er muß nach Leipzig. Bewegen Sie ihn dazu! Sonst verstümmeln sie seine Werke; er muß sie dort selbst vorführen. Es scheint mir dies ganz wichtig. Die Compositionen, die ich Härtels bezeichnete, sind diese: Op. 1, Quartett, Op. 2. ein Heft Lieder, Op. 3. Scherzo, Op. 4. ein Heft Lieder (beide jedes von 6 Liedern) u. Op. 5. Sonate in C-dur. Da wir auch die Prosa erwähnen müssen, obwohl diese in diesem Falle manchmal auch zur Lebenspoesie beitragen kann, so habe (in Uebereinstimmung mit Johannes) in Summa 40 Friedrichsdor ausgemacht. Das scheint mir ein ganz leidlicher Beginn. Denn sonst pflegen Verleger für Quartette am liebsten gar nichts zu geben, ja sogar Honorar vom Componisten (für ihre Auslagen) zu verlangen. Noch einmal, ich bitte, bewegen Sie ihn, daß er auf 8 Tage nach Leipzig geht. Wir gehen heute nach Bonn, und in etwa 12 <Wochen> Tagen nach Holland – und, um noch etwas Ernstes hinzufügen [sic], bald von Düsseldorf ganz fort. Es hat sich entschieden, was ich längst im Sinne hatte. Wir sind dieses pöbelhaften Treibens müde. Ich habe (obwohl durch dritte Hand) einen Antrag woher, wohin sich überzusiedeln längst mein und meiner Frau Wunsch war. Wir d. h. Joachim und wir würden dann freilich weit aus einander kommen. Wir d. h. wir selbst. bleiben indeß noch bis Juli hier. Dies Alles ist nur für Sie und Brahms. Nun leben Sie wohl, geliebter Freund, und schreiben vor unserer holländischen Reise noch einmal, auch Johannes, dieser Schreibefaulpelz!
R. Sch.

D., d. 11ten Nov. 1853.

Meine Frau läßt das Paar grüßen! Den Brief von Härtels bitte ich zurückzuschicken. Die Compositionen, von denen sie schreiben, sind das Violoncellconcert, Kinderball u. Mährchenerzählungen.

[Umschlag]
Herrn
Hrn. Joseph Joachim,
Königl Hannöverscher Hofconcertmeister,
in
Hannover.

  Absender: Schumann, Robert (1455)
  Absendeort: Düsseldorf
  Empfänger: Joachim, Joseph (773)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 2
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Joseph Joachim und seiner Familie / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz / Dohr / Erschienen: 2019
ISBN: 978-3-86846-013-1
97-100

  Standort/Quelle:*) D-B; s: Mus.ep. R.Schumann 31
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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