23.01.2024

Briefe



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ID: 17492
Geschrieben am: Samstag 20.09.1873
 

Norderney, d. 20ten Septbr

Liebe Frau Schumann!

Nach Überlegung schien es mir das Richtigste in der Angelegenheit des Denkmals an den Oberbürgermeister Kauffmann zu schreiben. Und zwar habe ich in aller Bescheidenheit gesagt, er würde mir es wohl bei dem warmen Interesse an der Sache, das er mir gewiß zutraut, nicht verargen wenn ich eine <Bemerkung> Idee, von der ich wüßte sie sei Ihnen sympathisch, mittheilte. Die nämlich, Bendemann vor einer definitiven Entscheidung als bewährten Freund Ihres Hauses und als ausgezeichneten Künstler mit zu Rathe zu ziehen. Da ich um Antwort gebeten so schreibt er mir gewiß darüber. Auch habe ich ihm gesagt, daß ich im November nach Cöln käme, und eine Fahrt nach Bonn gewiß nicht scheuen wollte, falls er mir über das Denkmal etwas <zu sa> mitzutheilen hätte. Da können wir’s ja vorher ganz genau besprechen, wenn Sie etwa noch Wünsche berücksichtigt haben möchten; ich <glaube> meine Kaufmann wird auf das was ich angedeutet eingehen, da ich seine Eitelkeit durch die Art wie ich schrieb eher geschmeichelt als verletzt zu haben glaube. – Wir kommen hoffentlich morgen fort von hier; ich bin neugierig wie mir die 22 Bäder im Ganzen bekommen. Nach jedem einzelnen Tauchen in die See hat man ein unbeschreibliches Wohlgefühl – doch giebt es auch Momente der Mattigkeit, und ich will gern annehmen, daß dies gerade ein Zeichen der eingreifenden Wirkung der Kur ist. Der Genuß, mit den prächtigen Wogen vertraut zu sein, ist groß, und entschädigt für manches, das man entbehren muß. Wie gern käme ich noch nach Baden, und weiter zum Aktienstein, wie Warschauers, des Banquiers Bonne Axenstein nennt! Nun, wenigstens in Berlin darf ich Sie und die Ihrigen bald zu sehen hoffen. Ich will überall nachsuchen, ob ich die Begleitung zu den Bach’schen Sonaten8 habe, bin aber entschieden in der Erinnerung der Meinung, daß ich sie nicht habe. Wohl aber die Begleitung zu den Paganini’schen Capricen und das D moll Concert, die ja auch nicht mein Eigenthum sind, und die ich gegen das Nachtlied Ihnen einhändigen will. Ich erfahre doch den Tag der Ankunft? Sehr freue ich mich u. A. auch darauf, die Klav. Quartette v. Brahms diesen Winter mit Ihnen zu spielen, und die Streichquartette kennen zu lernen, gemeinsam, da mir Simrock das Correktur-Exemplar geben wird. So mancherlei, hoffe ich, erleben wir Schönes!
Sie von Herzen alle grüßend und
verehrend getreu
Joseph J.

  Absender: Joachim, Joseph (773)
  Absendeort:
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 2
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Joseph Joachim und seiner Familie / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz / Dohr / Erschienen: 2019
ISBN: 978-3-86846-013-1
1131ff

  Standort/Quelle:*) D-DÜhh
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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