Lichterfelde in Rudorffs Haus,
d. 9ten Juli.
Liebe Frau Schumann
Leider habe ich Ihnen eine recht traurige Nachricht zu übermitteln, die den armen Bargiel betrifft. Unsäglich thut er mir leid, ich ermaß seinen Schmerz aus meinem Mitgefühl, da ich seinen Brief gerade bekam als ich Weib und Kinder nach Norderney abfahren sah. Meine Frau hat zum Glück nichts mehr erfahren, sie hätte sonst eine angstvolle Reise gehabt. Meine Meinung über Schrattenholzens Vorschlag weiß ich nur insofern positiv zu geben, als ich eine Abneigung gegen das Herausreißen von Sentenzen aus dem Zusammenhang habe. Indeß sagten mir Rudorffs, daß er ein gescheudter, anständiger Mensch sei, der mit größter Anstrengung das Leben seiner Mutter fristet. Und verbieten läßt sich, im Hinblick darauf namentlich doch so etwas wie die beabsichtigte Sammlung schwer! Ich glaube Sie könnten sogar so weit gehen die Dedication anzunehmen, aber dürften keinesfalls gestatten, daß die Hälfte der Einnahme dem Denkmal zu Gute käme. Dem Bekanntwerden der Schriften würde es, glaube ich eher nützen als schaden; es lenkt die Aufmerksamkeit wieder auf den verborgnen Schatz. Verzeihen Sie die Eile; ich habe jetzt immer von 8 1/4 bis gegen 2 Uhr Prüfung der Hochschule, d. h. die Woche durch; auch manche mit der Ermüdung verbundene Freude dabei, zum Glück. Ich bin auf Ihren nächsten Brief gespannt.
Ihr
herzlich ergebner
Joseph J.
Rudorffs grüßen sehr.
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