d. 20. Okt.
Liebe, verehrte Frau Schumann
An dem Unfall durch abspringen von der Pferdebahn, der meine rechte Hand leicht schädigte, und sich durch rücksichtloses spielen und dirigiren erst bemerkbar macht, ist mir schmerzlich nur, daß ich Sie und Ladenburg einbüße, auf die ich mich gefreut. Ich muß die Hand ein paar Tage schonen und kann deßhalb nicht genug üben um in Frankfurt morgen zu spielen. Mein Trost ist nun, daß ich Sie so Gott will im November sehen werde; dann kommen wir mit dem Quartett. Wahrscheinlich ohne De Ahna, der leider an seinem Nieren- und Herzleiden schon lange krankt; ich bin recht besorgt um ihn.4 Kruse5 vertritt ihn, der ja auch ein trefflicher Künstler. Vorigen Sonntag war der Landgraf von Hessen hier, der wirklich liebenswürdige blinde Herr u. Musikfreund. Mir gefiel namentlich wie er von Ihnen sprach, mit recht empfundener Verehrung. Diesem versprach ich mich um der lieben Eugenie Londoner Adresse zu erkundigen und ihm mitzutheilen wo sie wohnt, da er nächsten Monat nach England reist. Fräulein Marie ist wohl so gütig mir sie auf einer Postkarte zu schreiben.
Nun Adieu, theuere Frau Schumann, meiner Hand wegen muß ich schließen. Wir sind hier alle so glücklich, daß es Ihnen wieder besser geht.
In Verehrung und Freundschaft
Ihr
Joseph Joachim
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