Liebe, verehrte Frau Schumann!
Verzeihen Sie, wenn ich noch nicht Ihnen selbst mitgetheilt habe, was Sie nun gewiß schon erfahren, daß ich nämlich am 3ten Januar nicht nach Frankfurt komme, wie ich auch in Königsberg und Leipzig Concerte aufgegeben habe. Ich muß wieder einmal gründlich Gymnastik und Massage treiben, wozu ich in den Ferien viel besser Zeit habe, als während der Schulpflichten. Mir hat die Behandlung für meine letzte Reise im November so gut gethan, daß es Pflicht ist vor der englischen Reise im Februar |2| vorsorglich zu sein. Frankfurt allein hätte ich gerne beibehalten, aber das gieng der andern Concert-Institute wegen nicht. Wie leid es mir thut
dadurch um ein paar Tage in Ihrer Nähe zu kommen, theuere Freundin, wissen Sie hoffentlich ohne daß ich’s zu sagen brauchte. Ich will sehen ob ich’s einrichten kann am 31ten Januar zu kommen, zweifle aber fast, daß es geht, weil ich versprochen habe hier am 1ten Februar in einem Wohlthätigkeits-Concert zu spielen.
Morgen will eine Abänderung versuchen, und |3| schreibe Ihnen sobald ich Gewißheit habe. Wir haben recht unter der Epidemie gelitten, Paul zuerst, dann Frau v. Beulwitz, und nun liegt mein
Lieutenant statt die paar Tage Ferien zu genießen. Johannes ist mit einer starken Erkältung, ich mit Augenbrennen und allgemeiner Mattigkeit davon gekommen. Möchte es bei Ihnen erfreulicher stehen!
Auf baldige Nachricht! Für heute, mit herzlichen Grüßen auch an die lieben Ihrigen, ein Lebewohl.
Ihr
Joseph Joachim
Bendler-Str. 17. den 28 Decbr
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