Liebe, verehrte Freundin!
Ich war seit dem 14ten, mit Unterbrechung einer Reise nach Lyon, hier in Paris, wo ich 3 Mal mit Orchester gespielt und 3 Quartett-Abende (mit den Berlinern) gegeben habe. Die 2 letzten Orchester-Programme schicke ich mit. Es wird Ihnen Freude machen daß die Phantasie von Schumann ganz außerordentlich gut begleitet wurde und sehr gefiel. Wir hatten 2 Mal Probe davon, immer eine Stunde, aber es kam aber [sic] auch nirgendwo alles so fein heraus. |3| Auch meine Variationen giengen gestern recht gut und wurden freundlich aufgenommen.
Von Quartetten spielten wir 5 Beethoven, einen Mozart, ┌je┐ einen Mendelssohn, Schumann (A moll) und Brahms (B dur). Von letzterem gefiel der 3te Satz besonders. Das Publikum war fast nur aus Künstlern zusammengesetzt, die unglaublich enthusiastisch demonstrirten: Frau Viar dot, Gounod, Léonard etc. etc. Bei ersterer hatte ich einen reizen-den Abend, wo wir auch Ihrer sehr gedachten. – Ich reise morgen nach Berlin, und von dort am |2| 18ten nach London. Am Ende sehen wir uns doch noch an der Themse? Das wäre gar schön. Brahms Violin-Sonate lernte ich durch Herzogenbergs kennen; die beiden ersten Sätze gefielen mir ganz besonders, der letzte schien mir vor-läufig etwas knapp, obwohl das Motiv reizend ist. Ganz entzückt aber war ich durchweg vom ┌Klavier-┐Trio, das reizvoll in der Erfindung und so populär bei aller Feinheit ist, wie weniges <von>, Brahms selbst einge-schlossen. – An Frau Litzmann will ich in Berlin denken. Entschuldigen Sie die Eile des Vielgehetzten! Grüßen Sie die lieben Kinder vielmals, von Ihrem verehrend ergebnen Joseph J. d. 31. Januar, Schuberts und Mariechens Geburtstag.
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