Philipsruh 18 Febr 85 Abends.
Liebste Frau Schumann
Mit Schrecken las ich heute die Zeitungskunde vom bei Ihnen erfolgten Einbruche und Diebstahle, u. komme daher noch in dieser stillen Abendstunde voll inniger Theilnahme zu fragen, wie es Ihnen nach dieser greulichen Entdeckung u. gewiß großen Erschütterung geht, u. ob wirklich der Diebstahl ein so bedeutender an Juwelen, Silberzeug, etc, so wie ihn die öffentl Blätter schildern; – was mich ganz desperat in Gedanken an Sie liebste Frau Schumann macht!? – Mord, Diebstahl, man wird ganz ängstlich, dort zu wohnen! – Und Ihr wunderhübsches Haus war doch gewiß gut beschützt, Ihr Eigenthum verwahrt, – zwar befindet sich Ihr Eßzimmer ja unten – doch schlafen Sie, soviel ich weiß, oben, haben Ihre Werthsachen jedenfalls unter sicheren Verschluß gehabt; also wie konnte das Unvermuthete geschehen – nicht sagen kann ich, wie leid mir dies für Sie ist, hoffe immer noch, es sei übertrieben! – Schon einmal, in England, passirte Ihnen Ähnliches, und mußte zu doppelter Vorsicht mahnen – damals war es schon schlimm u. arg genug. Und nun jetzt diese Wiederholung! –
Möge es doch Ihrer bösen Rheumatismusplage auch endlich besser gehen – leider hörte ich ja durch meinen Sohn, den Sie letzt so überaus gütig u. freundlich aufnahmen, es stehe noch nicht gut, – und nun Aufregungen, Verdruß u Aerger können auch zu Ihrem Wohlbefinden nicht beitragen! es beschäftigt mich sehr. – Mit dem Ausdruck treuester Anhänglichkeit, tausend Grüßen für Ihre Töchter, u. der Bitte um Nachricht durch die Feder derselben, grüßt Sie theure Frau, herzlich die Ihrige
Anna.
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