23.01.2024

Briefe



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ID: 17800
Geschrieben am: Mittwoch 14.01.1880
 

Wiesbaden 14 Jan 80
Liebste Frau Schumann
Aufs herzlichste habe ich Ihr wahres u. wohlthuendes Mitgefühl erkannt, hoffe Ihnen morgen Nachmittag, (von 3/4 auf 6 Uhr an) mündlich dafür danken zu können! – Ja! wir haben unsern treusten Freund u. Berather verloren, der mich kannte u. verstand. Wir hatten ihn wirklich lieb, u. gönnen ihm darum, hinweggenommen zu sein aus diesem freudlosen Leben, u. die Wiedervereinigung mit seiner Engelsfrau – der Jammer nach ihr nagte an seinem Herzen, u. nun hat es vielleicht Frieden gefunden. Aber mit weittragenden Folgen trifft dieser Verlust uns Zurückgebliebene, wie durchkämpfe ich meiner Freundin Tod von Neuem, die mit ihm fortlebte, welche Stütze hat auch mein Mann verloren, wie muß durch das Verlassen solchen Trägers u. Leiters unser Haushalt erschüttert beben!
Gegen die Mächte des Schreckens, wie sie am Neujahrsabend wider die Seele anstürmten, war ich nicht gewaffnet, Verstörung u. Schmerz überwältigten mich – erst nach u. nach komme ich zu mir selber. – Er strebte nach dem Lichte, ohne nach der Sonne sich zu drehen!
Sie innigst umarmend, die Ihrige
Anna.

  Absender: Anna, Landgräfin von Hessen (39)
  Absendeort: Wiesbaden
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 12
Briefwechsel Clara Schumanns mit Landgräfin Anna von Hessen, Marie von Oriola und anderen Angehörigen deutscher Adelshäuser / Editionsleitung: Thomas Synofzik, Michael Heinemann / Herausgeber: Annegret Rosenmüller / Köln: Verlag Dohr / Erschienen: 2015
ISBN: 978-3-86846-023-0
111f.

  Standort/Quelle:*) D-B, s: Mus. Nachl. K. Schumann 4,5
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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