Philipsruh 13 Jan. 81.
Meine liebe, theure Fr. Schumann
Nochmals möchten meine Kinder u. ich unsern Herzensdank Ihnen darbringen für den unvergeßlich genußreichen u. gemüthlichen Abend, welchen Ihre Liebe uns verschafft hat, u. der nun eine köstliche Erinnerung mehr, für uns bildet. Belebt u. erfrischt kehrten wir davon zurück u. werden lange noch daran zehren! – Wenn Sie Brahms nächstens sehen sollten, so ersuche ich Sie freundlichst, liebste Frau Schumann, ihm doch meine Grüße übermitteln u. ihm sagen zu wollen, wie sehr ich mich seines Besuches hierselbst freuen würde – ließe sich derselbe doch vielleicht mit aller Bequemlichkeit, zwischen 2 Zügen für ihn einrichten? ich wünschte so sehr, falls er will u. kann u. Zeit hat, ihn bei mir zu sehen! – Nur bäte ich ihn dann, blos Ein Wörtchen näherer Angabe dem „Dr. Klengel, Schloß Philipsruh, Kesselstadt“ zum Voraus zu telegrafiren, damit ich ihn an der Bahn durch Dr. Klengel empfangen lasse, u. überhaupt zu Hause anwesend bin! Denn wie leicht könnte ich grade zufällig nicht da sein. – Innige Wünsche folgen Ihnen nächste Woche, zu einer guten Reise! Erkälten Sie sich nur nicht – u. möge der entzückende Abend Sie nicht angegriffen haben?! – Ich weiß nun kaum, ob „Märzveilchen“, oder: „Meine Rose“ jetzt mein Liebling! Alek meint, Beide seien „am Schönsten“; u. er hat Recht. – Brahms’s Pracht-Rapsodien und ungarische Weisen tönen uns fort u. fort im Ohr. Noch fällt mir wegen Brahms ein, daß er nur nächsten Sonntag keinesfalls sich herbemühen wolle, denn dann bin ich versagt. – Mit herzlichstem Lebewohl! für Sie u. Ihre lieben Töchter immer die Ihrige,
Anna.
Brahms wird wohl bei Ihnen wohnen?
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