Sonnabend 9 Febr. 95
Theure Frau Schumann,
Sie sind wohl überzeugt, daß ich mit freudigem Dank u. dankbarer Freude Ihrer gütigen Aufforderung zu nächstem Mitwoch Nachm. 5 Uhr folgen werde! Das ist ja eine hohe Überraschung, die ich mir nicht träumen ließ. – Wie freundlich u. liebevoll von Ihnen, auch meiner ältesten Tochter zu gedenken: allerdings bleibt deren Fernsein für Dieselbe grade in diesem besonderen Falle, doppelt bedauerlich! u. ich werde wenigstens brieflich sie von Allem genau in Kenntniß setzen; – sie wird Ihnen sehr erkenntlich [dafür,] sowie auch für Ihre antheilnehmende Erkundigung nach ihrem Befinden, sein! – Unberufen gehts ihr schon weit besser, nun kommt aber die lange, nothwendige Schonung in der Zeit der Reconvalescenz für sie. –
Jetzt habe ich noch eine Bitte u. leise Anfrage auf dem Herzen! Darf ich sie Ihnen vertrauensvoll offen äußern? – Aber versprechen müßen Sie mir, nicht böse zu werden! – Würden Sie wohl genehmigen, daß, anstatt meiner ältesten, meine jüngste Tochter am Mitwoch mitkäme? – Ich brachte Ihnen meine kleine Sibylle bisher noch nicht, weil sie, kaum confirmirt, überhaupt noch gar nicht ausgeht – allein, seitdem sie Sie neulich bei mir spielen gehört, – ist sie ganz Feuer u. Flamme, u. wünscht nun nichts sehnlicher, als in Ihrem lieben Hause eingeführt zu werden. – – Jedenfalls würde sie nicht ermangeln, noch vorher ihren Besuch abzustatten. – Sollten Sie meine Kleine dieses Vorzugs noch nicht würdig erachten, so sagen Sie es mir selbstverständlich, liebste Frau Schumann! u. möchte ich in letzterem Falle meine Fürbitte als unausgesprochen gelten lassen. Darf ich Sie umarmen als treu die Ihrige
Anna.
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