Liebe Frau Schuman!
Wie leid that es mir Ihnen nicht einmal mündlich ein paar Worte auf Ihre freundlichen Erkundigungen nach der Mutter sagen zu können, jedoch hatte ich den ganzen Morgen im Schlafrok vorgelesen, und war im Augeblicke völlig unsichtbahr, weil zu sichtbahr,! so bin ich denn so frei Ihnen durch ein paar Worte mein Bedauern auszudrüken und wenn Sie nach Hannover gehn tausend und tausend Grüße an Joachim aufzutragen. Die Mutter war in letzter Zeit zu leidend als das wir irgend Jemand sehn konnten, zugleich verliehrt man die Stimmung wenn man einen Augenblick auch zum Ausgehn erfassen könnte, Bekannte zu besuchen, – weil es doch mit das schwerste auf der Welt ist jemand den man liebt leident zu wissen. Ich habe Joachim ein kleine Arbeit versprochen, in musikalischer Beziehung aber sagen Sie ihm das mich die Pflege der Mutter und eignes Unwohlsein daran hindert sie zu vollenden, – wenn ich aber einige frei Stunden habe soll es mein erstes und liebstes sein, – denn ich liebe seine Compositzionen vor allen andern bekannten Meistern am aller högsten und innigsten – da er der einzige ist welcher einen herrlichen und großen Carakter, einen wirklichen Thronerben, in den Fürstenstat den Reichthum der Musik der Melodie welche der Himmel der Erde schenkte, mit zu bringen verstand, – möge das Kind sich nur auch zu schmücken verstehn, und recht aufleben in all der Fülle und Lieblichkeit. Von Musik weiß ich wenig ich denke an sie wie an einen fernen Traum, – vorigen Winter verhinderte mich meine Krankheit irgend etwas zu höhren, in diesem Jahr die Pflege der Mutter; Sie verehrte Frau Bettina
von Arnim können sich aus dieser Welt in das schöne Reich flüchten, ich beneide Sie darum und bitte wenn Sie einmal am Clavier Ihr Bekannten, und Freunde so auch meiner zu gedenken
G. Arnim
An Frau Clara Schuman.
Adresse Frau Bargiel
Leipziger Platz No 3
Berlin.
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