Liebe Freundin
Was ich gestern versäumt habe, weiß ich sehr wohl und bedaure sehr, daß mich der schärfere Wind schneller nach Hause blies, als ich mir vorgenommen hatte. Denn ich war unterwegs zu Ihrer Wohnung; da aber keine Droschke in der Nähe war, so glaubte ich vernünftiger zu handeln, wenn ich einen Genuß der Vorsicht opferte. – Aber schließlich kommt Alles auf eins heraus! – Ich bin nämlich heut, so wie gestern!
Meinen Dank dafür, daß Sie und Joachim an mich gedacht haben, daß Frl. Marie hierher gekommen ist als Bote, dem ich nicht ausführlich genug Antwort gegeben habe, und an Frl. Leser, die gastfreundliche!– Hoffentlich kommen auch bald wieder bessere Tage für mich. Eigentlich schlecht sind sie nie gewesen, denn ich kann mich mit meiner Kunst beschäftigen. Und was das für einen Werth hat lerne ich immer von Ihnen aufs Neue. – Möge dies Ihnen nie fehlen!
Ihr
E Bendemann
Drf 25/5 61.
An Frau Dr. Clara Schumann
gb Wieck.
|