Düsseldorf d. 9t Nov. 72.
Vielgeliebte Clara!
Eben 2 Uhr kam dieser Brief, den der arme Marmorito in seiner Herzensangst wohl wieder hierher schickte, statt nach Coblenz! – So ist denn keine Hoffnung mehr für Erhaltung Ihrer, seiner theuren Julie u man kann nur hoffen, daß sie sanft hinüberschlummre, ohne großen Kampf! Gekämpft, gerungen hat sie genug mit dem armen kranken Körper! – Ich weiß daß Sie Gottes schwere Schickungen in Muth u Ergebung zu tragen wissen u so stärke er Sie, den armen Marmorito u Alle Ihre Kinder ferner! –
Verzeihung, daß ich den Brief aufmachte, aber gestern u heut lebte ich in Gedanken noch so mit Ihnen fort u mußte so viel der armen Julie denken, daß ich mit Zustimmung meines Mannes den Brief öffnete! – Ich theile es nachher auch Frl. Leser mit, u will p. Expressen den Brief senden, damit Sie ihn morgen sicher in Heidelberg bekommen! – Laßen Sie sich durch Ihre himmlische Musik erquicken wie so oft, u erquicken Sie Andere – dann wird ja auch das Leid verklärter! – Ein Gedicht, anonym, kam noch gestern für Sie – ich schicke es ein Ander Mal. Sie haben hier wirklich Viele Viele Herzen erbaut! –
Von ganzem Herzen
Ihre treu mittrauernde
Lida B.
Der armen Marie auch den wärmsten Kuß! –
|