1 Jan. 82
Liebe Freundin!(?)
Auch ich pflege in der Neujahrsnacht zwischen 11 Uhr 55, u 12 Uhr Jahresabrechnung über meine Freundschaft abzuhalten. Und da muß ich sie freilich Ihnen u Ihrer Marie kündigen. Letztere hat uns beleidigt. Sie hat einmal mich u ein ander Mal Lida von der Seite angesehen, ohne dß wir es merkten. Dies ist nun freilich eine Beleidigung die zum Bruche führen muß. Es thut mir leid – namentlich um die hübsche Musik – aber auch um Frl Leser. Denn diese hat die Beleidigung gesehen u steht ganz auf unsrer Seite.
Ich schäume vor Leidenschaft u Wuth u will meiner Traurigkeit eine Gränze setzen, indem ich zur Philosophie greife, deren Doctor ich bin! Diese sagt mir nun, dß es in jeder Beziehung richtiger sei, seine Leidenschaften zu bezähmen u erlittene Beleidigungen zu vergessen. So denke ich lassen wir es beim status, quo ante, wie der Lateiner sagt, d. h. wir haben uns Alle ebenso lieb, wie vor der Beleidigung u Marie namentlich zähmt ihre Leidenschaft.
Von Herzen: Prosit Neujahr! Ihnen und den Ihrigen, liebste Freundin!
Ihr
EB.
|