23.01.2024

Briefe



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ID: 18010
Geschrieben am: Mittwoch 28.12.1887
 

Düsseldorf den 28t Dec. 1887
Theure geliebte Clara!
Ihre warmen Worte zum Weihnachtsfest haben uns viel Freude gemacht; u so sehr wir wohl täglich den wahren u treusten inneren Zusammenhang miteinander fühlen, so wohl thut es denn doch frische Liebesworte zu lesen, u so war Ihre Karte ein herrlich Geschenk! – Gottlob daß ich vorhin aus Ihrem lieben Brief an Frl. Leser doch im Ganzen Gutes hörte u Sie so recht im Wohlthun für Andere Ihre Freude hatten u die Nachrichten von Ferdinand grade jetzt besser lauteten. – Ja, der Weihnachtstrouble ist auch mir immer zuviel u doch läßt es sich in größeren Familien u durch viele Verbindungen u Pflichten nicht vermeiden u man ist schließlich dankbar daß man es mit Kindern u Enkeln wieder noch erlebte! – Es geht uns Beiden wieder besser; aber mein armer Mann ist noch Stimmlos; u bei der rauheren Luft geht er jetzt nicht aus, was für seinen Husten wohl besser aber im Ganzen ihm doch große Entbehrung ist! – Zum Glück leisten seine Augen noch gute Dienste; er machte zum heiligen Abend wieder noch in Aller Stille sehr hübsche sinnige Überraschungen zurecht! – Unsre Hedwig kam mit ihrem netten Fritz Freitag früh glücklich an; u damit war beste Weihnachtsfreude in unser stilles Haus eingegangen! Sie ist so frisch nach jeder Richtung, so hilfreich u eingehend für Alles, daß man ordentlich dadurch mit frischer wird. Am Weihn. Abend waren Alle Euler’s unsre andre Schwiegertochter mit Herrmann, u die junge Wittwe Schadow bei uns; – ebenso speisten wir am Sonntag Mittag à 12 P. bei uns, u genossen dann erst so recht nach u nach alle guten u angenehmen Gaben! – Aber denken Sie, wie wehmüthig der Anblick ist, so 3 junge Wittwen u einen Wittwer um sich zu sehen, u die Kinder des treusten Vater’s und der liebevollsten Mutter entbehrend! – Ja, es ist viel Leid in dieser Welt – aber doch auch noch viel Freud, u der Dank für Beides, wie es Gott schickt, muß den Sieg behalten u uns wieder u wieder stärken! Möchte doch der Schwiegersohn die richtige Ergebung finden, u sich durch Betheiligung an Manchem Nützlichen u Guten, sich u den Seinen das Leben verschönern, statt es im Trüben so hinzubringen! An Ihnen hat er doch das beste u wohlthuenste Beispiel! – Wie glücklich sind gewiß wieder all’ die Schüler und Schülerinnen an dem Abend gewesen; u wie werden Marie u Eugenie nun auf ihren Lorrbeeren [sic] ruhen! Gar zu gern kuckte man da Mal mit herein u hörte etwas von der köstlichen Musik. Letztere ertönte bei uns nur in unschuldigster kindlicher Art von den Enkeln, macht den alten Großeltern aber doch Freude! – Frl. Leser besuchte ich am 2t Feiertag; sie ist Gott sei Dank sehr munter, kann aber im Schnee u wenn es glatt ist, nicht aus. Daher kam die Maria J. heut allein zu mir.
Aus Kiel kam auch Gutes; sie sind endlich Mal wieder vereint im Weihnachtsfest u sehr dankbar u glücklich! – Mit einem „glückselig Neujahr“ schließe ich!
Mögen unsre Wünsche für Sie u Ihre Lieben erhört werden! Immer in alter treuster Liebe
Ihre Lida B.

  Absender: Bendemann, Lida (176)
  Absendeort: Düsseldorf
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Empfangsort:
  SBE: II.6, S. 351ff.

  Standort/Quelle:*) D-B, s: Mus. Nachl. K. Schumann 5,127
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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