Düsseldf 30 Oct. 1888
Liebste, theuerste Freundin!
Eben wollte ich Ihnen schreiben, als Ihr lieber Brief bereits anlangte. Wie leid es uns war unseren schönen Plan, Sie ein paar Stunden zu sehen, nicht ausführen zu können, brauche ich nicht zu sagen. Sie wissen wie wir an Ihnen hängen! Ich hatte eine recht schlechte Nacht gehabt, die kalten nebligen Tage scheinen es mir angethan zu haben. Lida war auch ganz herunter. Erkältung u Gemüthsbewegungen zu gleicher Zeit pflegen sie immer fast unbrauchbar zu machen. Die Gemüthsbewegung hatte mit darin Ihren Grund, dß uns unser Felix aus Kiel in Wiesbaden überraschte u dß dann auch noch Otto mit seinen Kindern und Alwine mit ihrem Jungen zu uns stießen. So waren unsere Fäßer dann zum Ueberlaufen voll und wir haben uns dann gestern Mittag allein hierher durchgeschlagen. Die Anderen erst am Abend. Der einzige Trost, den wir hatten, war der, dß Sie der Ruhe ebenfalls im höchsten Maaße bedürftig seien und dß Sie (und die Töchter glauben wir ebenfalls) die Kräfte sorgfältig schonen müssen. Aber es ist sehr schade u unersetzlich! Lassen Sie uns hoffen, dß wir ein ander Mal u hoffentlich in nicht allzulanger Zeit, nachholen dürfen, was jetzt ein Mißgeschick vereitelt hat.
Ihr reizendes, sinnreiches Blumengefäß hat uns außerordentlich erfreut. Die Blumen sind die Einzigen, welche Lida mit hierhernehmen konnte.
Nehmen Sie heute hiermit vorlieb u seien Sie recht vorsichtig u ruhig nach Möglichkeit. Arbeiten Sie auch nicht zu viel. Sie dürfen sich Ruhe gönnen, nach sovielen frischen Erfolgen schönster Art, von denen wir persönlich in Wiesbaden gehört haben.
Grüßen Sie Marie u Eugenie bestens u danken Sie auch ihnen für Ihre guten Wünsche.
Lida grüßt bestens u schreibt nächstens. Fürs Erste streben wir wieder flott zu werden.
Ihr
EB.
Von Ferdinand hatten wir auch ein freundl. Telegramm.
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