Düsseldorf d. 25t Apr. 1887
Geliebte Clara!
Das große Unglück was die armen Sommerhoff’s erleben mußten hat uns Alle mit tief erschüttert, u diese furchtbare Krankheit ist doch wohl eine der Schrecklichsten die uns armen Menschen in Gottes unerforschlichen Rathschlüssen geschickt wird! – Möchten nur die andern Kinder gesund geblieben sein u Elise u ihr Mann in stiller Ergebung das Unabänderliche tragen! – Wenigen Eltern wird dieser größte Schmerz erspart! Er muß wohl zur Stärkung u Klärung gut sein; u der Zug zum höheren geistigen Leben im sichern Gefühl daß die Seelen die in Liebe hienieden verbunden waren, es auch ferner bleiben werden, muß heben u helfen hier in Liebe fort zu [wandern], so lange es uns bestimmt ist! – Das Wiedersehen mit Ihnen u den Schwestern wird schwer u unendlich traurig sein; u doch: wer wird die armen Sommerhoff’s besser verstehen u trösten können, als Sie geliebte Clara? – Wie man größtes Leid u Herzenskummer zu tragen hat, u wie man damit doch weiter leben kann in herrlichster Art den Seinen u Vielen zu Erhebung u Hülfe – das konnten wir Alle von Ihnen lernen! –
Mein Mann drückt Ihnen u Ihren Kindern mit mir innig u warm die Hände mit dem Wunsche daß neben dem großen Leid, auch wieder viel Gutes Ihnen stärkend zur Seite bleibe! –
Es küßt Sie im
Geiste herzlichst
Ihre treue mittrauernde L. Bendemann
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