Düsseldorf d. 16t April 1894.
Das war ja eine schöne Überraschung diesen Morgen geliebte Clara, als ich Ihre Handschrift erblickte, u dann Ihre lieben Worte u den sehr hübschen Brief von Fr. v. Holstein las! – Ja, hätte man nur ein besser Gedächtniß für viele schön verlebte Tage! – Ich finde in meinem unbedeutenden Tagebuch 1859 nur angeführt, daß Sie Ende Febr. von Wien mit Marie zu uns kamen! Gleich am 1t März gingen wir zu meinem Mann in’s Atelier, damit Sie die Zeichnung sähen die er nach Ihrem theuern Mann mit Hülfe von Photogr, u Médaillon machte, u mit der Sie sich sehr freuten! Mein Mann zeichnete dann auch einige Male Ihren Kopf, aber der befriedigte uns ja niemals ganz! – Dagegen gewann die Zeichnung nach Robert Schumann immer mehr Interresse, wurde photh. u. s. w.! – Ich kann nur annehmen, wie Sie es auch thun, daß mein Mann 2 Mal Schumann zeichnete u Fr. Seeburg das Eine bekam; – vielleicht weil sie es brennend wünschte. Sie kam ja oft n. Dresden u war große Kunst-Enthusiastin, des erinnere ich mich sehr wohl! Ich hatte damals ein enorm bewegtes Leben durch viel Besuch von außerhalb, große Geselligkeit, die Kinder u. s. w., u bedaure nur zu oft wie Vieles Schönste das man hatte u genoß, nicht besser behalten zu haben! – Aber ich freue mich jetzt um so mehr, daß diese 2t Zeichnung solche Erbauung für Fr. v. H. ist u Ihre Töchter sie erhalten werden! – Prof. Spitta’s Tod erschreckte mich auch sehr! Mit s. Bruder war unser Rudolf in Cairo vor 12 Jahren sehr befreundet. –
Frl. L. grüßt innigst mit mir; ich war vorhin dort u erzählte von Ihnen! –
Adio theuerste Clara. Immer in dankbarer Liebe Ihre Lida B.
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