23.01.2024

Briefe



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ID: 18056
Geschrieben am: Samstag 02.03.1895
 

Düsseldorf d. 2t März 1895.
Warmen innigen Dank muß ich Ihnen senden theure geliebte Clara für die lieben Worte die Sie Frl. Leser schrieben, u daß sie mir den Brief von H. Engelmann mittheilen durfte. Wie schön, wie herrlich weiß er die wahre Musik, u ihre hohe u große Einwirkung in so klarer ergreifender Art zu besprechen! Ich bin ja ein ganz dummer Laie, u Sie lächeln gewiß über meine Worte; aber in alter liebevoller Nachsicht wissen Sie doch, daß ich einiges Gefühl für Kunst u erquickende Töne u. s. w. habe! – Und Gott Dank, daß Sie in der langen kalten Winterszeit doch wohl blieben, die Tage mit Brahms ungetrübt genießen konnten, u so recht, wie immer, der belebende Mittelpunkt für Alle u Alles wohlthuend blieben! – Und wie herrlich ist die Aussicht, daß Sie vielleicht bald herkommen meine theure Clara! – Würde es nur endlich wärmer! Ich sehne mich mehr denn je nach milden Lüften, denn ich kann die rauhen garnicht mehr ertragen u fuhr nur erst wieder in letzter Woche, wo es doch etwas wärmer geworden, einige Mal gut eingepackt zu Frl. Leser u Eulers. Kopf u Kehle können die rauhen nur mit empfindlichen Schaden ertragen, u so natürlich hält man sich „fein still“ zu Haus. – Frl. Schönerstädt war auch so gut mir am Donnerstag Abend, wo sie meist einige Stunden zu mir kommt, den Brief von Ihrer lieben Eugenie vorzulesen, mit der reizenden Beschreibung des kleinen Festessens was sie für den treuen Joachim bei sich mit der Freundin so schnell u trefflich einrichtete. Das muß zu nett gewesen sein! Und welches Glück, daß Eugenie jetzt so kräftig ist, so viele Stunden gibt u doch auch gesellig lebt! – Den Meinen geht es auch gut! Felix ältester Sohn macht eben in Kiel sein Abit. Ex., hoffentlich gut. Dann geht er gleich in 14 Tagen nach Coblenz in die Artillerie, der er sich gern widmen will! – Meine gute Wine ist mit Geschwistern in Rom u Neapel gewesen leider mit viel Kälte, u doch hat sie viel gesehen u ist erfüllt von Allem Großen u Schönen, besonders natürlich in Rom! Über 8 Tage kehrt sie heim, worauf ich mich sehr freue! – Sonst gab es mancherlei Sorge mit meiner Nichte Schadow u auch im Hause mit meinen Mädchen, die sich nicht zum Besten benahmen! – Doch Verzeihung für’s Plaudern u schnell adio!
Allerherzlichste Grüße u Küsse Ihnen u Marie Ihre alte getreue
L. Bendemann

  Absender: Bendemann, Lida (176)
  Absendeort: Düsseldorf
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Empfangsort:
  SBE: II.6, S. 507ff.

  Standort/Quelle:*) D-B, s: Mus. Nachl. K. Schumann 6,262
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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