Verehrteste Frau Doctorin!
Das versteht sich ganz von selbst daß ich in Ihrer Soirée spiele, singe, deklamire, Noten umwende – kurz alles thue was Sie wünschen. Da Ihnen nun wahrscheinlich am Meisten an meinem bischen Geigenspiel gelegen ist so sage ich Ihnen dies feierlichst zu. Die anderen Herren (Klengel, Herrmann, Wittmann)werde ich benachrichtigen u. bin im Voraus ihrer Zusage gewiß: vorausgesetzt daß an dem Abend keine Oper ist, denn da könnten wir alle nicht. Auch die Probe am Sonntag kann nur dann Statt finden wenn keine im Theater ist; jedoch findet sich das schon wenn Sie hier seyn werden; vor allen Dingen müßten Sie aber wegen des Operfreien Abends Gewißheit haben. – Haben Sie herzlichen Dank für den freundlichen Brief u. den Glückwunsch zum neuen Jahre u. nehmen Sie meine und meiner Frau herzliche Erwiederung für Sie u. die Ihrigen. – Heute Abend ist das Neujahrs Conzert; leider ist Frau Dr Frege, die das Sopransolo im Lobgesang u. dem Beethovenschen Kyrie übernommen hat, plötzlich heiser geworden, so daß eine Aenderung des Programms bevorsteht; felsenfest steht aber ein Violinconzert welches ich zu spielen die Ehre haben werde. Ich freue mich sehr auf Ihr hieher kommen, hoffentlich ist es nicht auf zu kurze Zeit; Sie sprechen von einem Stündchen welches wir verplaudern wollen, das ist aber für meine Suade viel zu wenig und ich pränumerire auf einen ganzen Abend den Sie uns dies mal nicht versagen dürfen. – Ganz Leipzig hustet, bei uns im Hause wenigstens alles; hoffentlich ist bei Ihnen alles wohl. Grüssen Sie Schumann herzlich und genehmigen Sie die Versicherung aufrichtigster Verehrung Ihres ganz ergebensten Ferdinand David
Leipzig d 1t Jan 1849.
|