Hochverehrteste Freundin,
Sie können denken welche Freude es mir sein würde mit Ihnen in Dresden zu spielen, aber leider geht es nicht an. Am Sonnabend ist hier nämlich im Theater das Benefiz für den Kapellmeister Schmidt, (seine Oper Prinz Eugen) da nun Röntgen u. Dreyschock verreisen, so habe ich es übernehmen müssen mitzuspielen u. hatte eben vor Ihnen zu sagen daß ich aus diesem Grunde in Ihrer hiesigen Soirée (wenn sie an diesem Tage Stattfände) nicht mitmachen könnte. Für Montag <ist> den 14ten ist bis jetzt kein Hinderniß u. ich rathe Ihnen diesen Tag zur hiesigen Soirée zu wählen. Dienstag d. 15. muß ich verreisen also wäre auch mit Rücksicht darauf Montag der beste Tag. Ich kann Ihnen gar nicht sagen wie leid es mir thut in Dresden nicht mit Ihnen musiciren zu können und ich wünschte der Prinz Eugen wäre bei Peterivardein geblieben und der Componist des infamen Volksliedes, welches die einzige Idee in der ganzen Oper ist, mit ihm. Gestern haben wir in der Quartettsoirée zum ersten Male ein Divertimento in 6 Sätzen (d dur) von Mozart, für Streichinstrumente u. 2 Hörner gespielt u. einen fabelhaften Erfolg damit gehabt. Die Leute jubelten von Anfang bis zu Ende daß sie sich so ohne alle Anstrengung freuen u. amusiren konnten. Es ist wirklich ein ganz reizendes Stück u. unbegreiflich daß es bis jetzt vergessen war. Wenn es nicht zu lang wäre (es dauert über eine halbe Stunde) so würde ich beinahe rathen es in Ihrer Soirée zu wiederholen (für Mitwirkung der andern Herren würde ich sorgen.) ich glaube gewiß daß es willkommen sein wird, aber freilich ist es für eine Soirée in der man doch hauptsächlich Sie hören will zu lang. Heute Abend ist die erste Peri-Probe, zur Aufführung sehen wir Sie doch? Dann verabreden wir alles wegen Ihrer Soirée. Mein Sohn ist glücklich in London angekommen u. kann Joachims Güte für ihn nicht genug rühmen. Ja, das ist ein herrlicher Mensch, wenn wir ihn nur nicht ganz aus Deutschland verlieren!
Sein Sie aufs herzlichste gegrüßt von Ihrem treuen Verehrer
und Freunde
Ferdinand David
Leipzig 7. März 1865.
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