Frankfurt a/M. 26.1.80.
Meine hochverehrte Frau Schumann!
Vielleicht haben Sie gehört, daß die Marter des Prozesses ein Ende genommen hat, daß nach abermaligen Versuchen, zu schachern und zu handeln, auf Einreden mir Befreundeter der Aufsichtsrath sich mit dem Richterspruche einverstanden erklärt hat und erklärt hat, daß meinen Bemühungen für eine neue Zukunft nun nichts mehr in Weg gelegt werden solle. Ich habe die erste Zahlung erhalten und erhalte sie quartaliter bis Spt. 80, dann folgt noch die Abfindungssumme und wir sind fertig mit einander. Ihnen habe ich hierüber Rechenschaft zu geben, denn ohne diesen Ausgang wäre ich ja materiell Ihr Schuldner, wie ich es geistig – zu meiner innigen Freude bin und bleibe. Ich bitte Sie nun auch, wertheste Frau! den edlen Freunden, deren Namen ich nicht einmal weiß, <z> die so treu zu Ihnen standen um mit Ihnen mir nützlich sein zu wollen, aus Herzensgrunde allen wärmsten Dank zu sagen. Ich habe große Menschen in dieser qualvollsten Epoche meines Lebens kennen gelernt. Das hat nur tragen helfen. Müßte man nur nicht am Leben sein, um zu erleben, dann ging’s viel leichter. Könnte man so unter den Prügeln einmal wegduken, die das Leben auf unsern Rücken trommelt. Man muß stille halten und darf nicht stille halten! Vorwärts! Ich war ein paar Tage unwohl, sonst wären wir schon gekommen. Ich habe Ihnen ja auch noch Vorlesungen zu bringen.
Mit allem Herzensdank und Gruß von Haus zu Haus
Ihr stets anhänglicher
Otto Devrient
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