Düsseldorf, d. 25sten Januar 1853.
Hochverehrter Herr,
Die beifolgenden Zeilen wollte ich nicht abgehen laßen, ohne auch Ihnen von meiner Frau und von mir einen besonderen Gruß darzubringen. Viele Jahre sind entschwunden, seit wir Sie das letztemal sahen, Jahre, für unser Künstlerleben ereignißvoll, wenn auch, namentlich in letzter Zeit, durch Krankheit getrübt. Daß Sie hier und da von unserem Wirken vielleicht gehört, ist wohl möglich. Möchte es sich doch auch fügen, daß wir Ihnen bald einmal wieder persönlich gegenüber stehen, uns einmal wieder in der Kaiserstadt |2| umschauen könnten! Gern hätte ich dort auch manche meiner größeren Orchester- und Chorwerke zu Gehör gebracht. Denn wie, wie in allen großen Städten, das Oberflächliche auch dort die Oberhand behalten mag, so giebt es doch gewiß auch Kreise, die sich ernsteren Bestrebungen zuwenden. Aber dies sind alles eben <auch>noch eitle Aussichten. Vielleicht, daß wir Sie aber einmal am Rhein begrüßen könnten! An den Pfingstfeiertagen findet hier das große Musikfest statt, das F. Hiller und ich dirigiren, Um diese Zeit sollten Sie an den Rhein kommen! Auch sehr großartige |3| Werke sollen zur Aufführung kommen, die große Passionsmusik von Seb. Bach, die 9te Symphonie von Beethoven u. Vieles andere noch.
Daß sie selbst, hochgeehrter Herr, der Kunst noch ergeben sind, das glauben wir sicherlich. Von Ihren dramatischen Kompositionen haben wir oft gehört, aber leider nur aus den Clavierauszügen, ebenso uns öfters in Ihrem Liederbuch ergangen, das Sie uns zuzuschicken so freundlich waren.
Möchten denn diese Zeilen Sie und die verehrten Ihrigen im besten Wohlsein antreffen und Sie Sich unserer wohlwollend erinnern
Ihres
ergebenen
Robert Schumann.
[BV-A, Nr. 2183:] Im vorigen eingeschloßen.
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