Utrecht 13 Oktober 1875.
Hochverehrte Frau!
Auf der vor einigen Tagen abgehaltenen Generalversammlung der holländischen Concertdirektionen ist mir der Auftrag ertheilt worden, Sie um Ihre Mitwirkung in einigen der bevorstehenden Winterconcerte freundlichst zu ersuchen. Da wir nicht hoffen durften, Sie für einen vollständigen, fünf Concerte in einer Woche umfassenden Cyklus zu gewinnen, verzichteten, wiewohl sehr ungern, einige Städte auf die Aussicht Ihrer Mitwirkung und ward beschlossen, Ihnen die folgenden Combinationen zur gefälligen Auswahl vorzulegen.
1) 17 März 1876 Amsterdam, 18 März Utrecht, 22 März Haag.
|2| 2) 3 December 1875 Amsterdam
8
" " Haag.
3) 2 Februar 1876 Haag
4 " " Amsterdam.
Ich brauche Ihnen nicht hinzuzufügen, daß wir den höchsten Werth darauf legen und Ihnen aufs Herzlichste dankbar sein würden, wenn Sie sich zu der ersten Combination entschließen könnten. Denn sie ist die einzige, bei welcher Utrecht das Glück haben würde, Sie zu hören. Aus lokalen Ursachen können in Utrecht in der ersten Hälfte von December und Februar keine Concerte veranstaltet werden und andere Arrangements, bei denen die Wünsche Utrechts erfüllt werden könnten, sind leider vorläufig unmöglich. – Der erschwerende Umstand, daß zwei Concerte der ersten Combination auf zwei Tage nacheinander fallen (17. und 18 März) verliert vielleicht in Etwas sein Ge-|3|wicht durch die große Nähe der beiden betreffenden Städte: man fährt von Amsterdam nach Utrecht in 40 Minuten. Dazu kommt, daß die Probe in Utrecht erst am 18. Mittags zwischen 1 und 3 Uhr stattfindet.
Nach dem Utrechter Concerte würden drei volle Ruhetage sein. Wollten Sie dieselben mit Ihrer Fräulein Tochter, die sie voraussichtlich begleiten würde, in unserem Hause verbringen, so würden Sie damit Emma und mir die allergrößte Freude machen, und dürften gewiß sein, daß wir nach besten Kräften sorgen würden, diese Zeit ganz nach Ihrer Bequemlichkeit und Ihren Wünschen <mi>zu gestalten. – Sollten Sie die zweite Combination (3. u. 8. December) vorziehen, so würden wir Sie herzlich bitten, die Ruhetage vom 4. bis 7ten bei uns zu verleben, und ebenso den 3ten Februar für den Fall Ihnen die dritte Combination<en> zur Wahl zusagen |4| sollte. – Das Honorar welches die Concertdirektionen Ihnen anzubieten sich erlauben, beträgt für jedes Concert 300 fl holl., welches Anerbieten wie ich hoffe – persönlich jedoch nicht weiß – mit den früher von Ihnen gestellten Bedingungen in Uebereinstimmung ist.
Darf ich Sie nun bitten, mir baldigst möglich Ihren Entschluß mitzutheilen? Wir hoffen von Herzen auf eine günstige Antwort, und mit uns alle die zahlreichen Freunde wahrer Kunst denen Ihr Besuch eine Quelle edelsten Genusses und reinster Freude werden würde. Emma, die Ihnen schon längst schreiben wollte und sollte, wird ihre Bitten den meinigen anschließen. Da sie im vergangenen Jahr leider auf das Glück Ihnen zu begegnen verzichten mußte, erfüllt sie nun die Hoffnung Sie hier willkommen zu heißen, mit ganz besonderer Freude.
Mit den besten Wünschen und Grüßen für die Ihrigen schließe ich für heute als Ihr verehrungsvoll ergebener
Th. W. Engelmann.
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