Utrecht 3 December 1875.
Hochverehrte Frau Schumann!
So leid es den anderen holländischen Städten thun wird, daß Sie sie dießmal nicht besuchen werden, so froh sind wir Utrechter, und doppelt dankbar dazu, daß Sie uns Ihre Zusage gegeben haben. Empfangen Sie im Voraus dafür unser aller – und ganz besonders der Concertdirektion – innigsten Dank! Wir glauben diesem Dank keinen besseren Ausdruck geben zu können, als dadurch daß wir den Abend, dem Ihre Mitwirkung die Weihe geben wird, ganz dem Namen Schumanns weihen. Damit dieß |2| in würdigster Weise geschehe, möchten wir Sie nun bitten, uns mit Ihrem Rath freundlichst beizustehen, speciell in Bezug auf die Zusammenstellung des Programmes. Da wir keinen Chor zur Verfügung stellen können, müssen die aufzuführenden Werke orchestraler und solistischer Natur sein. Nach einer vorläufigen Besprechung mit unserem tüchtigen Musikdirektor Richard Hol haben wir als Orchesterwerke die D-moll Symphonie, Manfred- u. Genofeva-Ouvertüre ins Auge gefaßt, von denen die erste vielleicht den Anfang des ersten Theils, die beiden anderen den Beginn und Schluß des zweiten Theils bilden könnten. Für den ersten Theil würden wir Sie um das |3| Amoll Concert bitten. Das Orchester ist mit allen diesen Werken recht vertraut, wenn auch ihnen nicht so vollkommen gewachsen, daß wir nicht zuweilen um Ihre Nachsicht zu bitten haben würden.
Die Hauptschwierigkeit bietet der zweite Theil des Abends und zwar wegen des Gesanges. Hätten wir einen Stockhausen der uns mit Ihnen die Dichterliebe sänge, so wären wir geborgen. Aber, selbst wenn dieser Unvergleichliche könnte und wollte – ich fürchte, es ist nun leider nicht anders, er würde für unsere spärlichen Mittel unerschwinglich sein! Andererseits wollen wir Niemand auffordern, der nicht auch Ihnen als Schumannsänger wenigstens genügt! Wir haben an Herrn Henschel in Berlin gedacht. Ist er Ihnen genehm? Oder können Sie uns sonst rathen? |4| Es wird gut sein, bei Zeiten Maßregeln zu nehmen! Vielleicht haben Sie die Freundlichkeit, uns einen Programmentwurf, so wie Sie ihn wünschen würden und für ausführbar halten, mitzutheilen. Wir wünschen nichts herzlicher als daß unsere Feier ganz in Ihrem Sinne, zu Ihrer Freude sich gestalten möge!
Emma, die Sie bestens grüßt, hat Ihr Concert glücklich im Rücken. Sie hatte schließlich nur Freude beim Spielen und das Publikum erleichterte ihr die Aufgabe in der liebenswürdigsten Weise. – In 14 Tagen reisen wir nach Leipzig um bei meinen Eltern Weihnachten und Neujahr zu verbringen. Wie gern machten wir einen Abstecher nach Berlin! Wir werden aber keine Zeit dazu behalten. So hoffen wir denn im März auf ein Wiedersehen!
Immer in Verehrung
Ihr ganz ergebener
Th. W. Engelmann.
Die Instrumentkosten ist das Comité zu tragen gern bereit!
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