Mannheim 30t October 1878
B. 1. No 1. –
Sehr geehrte Frau
Ich weiß nicht, ob meine jüngste Gratulation, welche ich Ihnen telegraphisch nach Leipzig sandte auch in Ihre Hände kam, da ich keine nähere Adresse Ihrer dortigen Wohnung kannte. Wenn nicht, so nehmen Sie noch nachträglich zu diesem schönen Feste, meine herzlichsten Glückwünsche an mit der Versicherung daß es mich unendlich erfreut hat aus den Zeitungs-Berichten so viel Anerkennung u Huldigung |2| zu entnehmen, wie ich es auch natürlich u recht finde. – Jetzt werden Sie wohl Ihren neuen Beruf begonnen haben; und hoffe ich, daß er Ihnen Freude machen wird. Sehr wünschte ich etwas über Felix Befinden zu hören. Nach Ihren lieben Zeilen vom 14. d. ist er jetzt wieder bei Ihnen in Frankfurt. Es thut mir unendlich leid, daß Sie so unter diesem Leiden so schmerzlich ergriffen sind. Nehmen Sie sich zusammen, |3| liebe Frau, und gedenken Sie Ihrer Gesundheit u Ihrer andren Kinder, für welche Sie doch auch Pflichten haben, sich zu erhalten und ihnen etwas zu seyn. –
Haben Sie die Verlobungs-Anzeige von Louise Ladenburg erhalten? – Sie werden auch sehr überrascht gewesen seyn. Sie hat ihren Bräutigam im September in der Schweitz kennen lernen. Sie ist sehr glücklich. Sie bekömmt aber auch einen prächtigen Mann. <> Zugleicher Zeit hatten meine Brüder auch die Nachricht, daß Albert ein Söhnchen hat. |4| Das war auch eine große Freude. Das ist das erste Enkelchen, womit sie sich auch unendlich freuen.
In der Hoffnung recht bald von Ihnen etwas zu hören, schließe ich mit den herzlichsten Grüßen für Sie u Ihren Kindern
Ihre Ergebene
Ros. Feidel
Hochverehrte Frau! –
Möge das Bewußte in Ihrem Leben diejenige Kunst welche das arme Menschen Herz erfreut so weihevoll gewidmet zu haben wie Sie von nah und fern die anerkennende Beweise erhalten haben den herben Schmerz lindern hofft von ganzem Herzen verehrte und geliebte Frau Schumann
Ihre ergebene
F. Pilkington
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