1, Moreton Gardens,
South Kensington.
London
April 22. 1891
Sehr verehrte Frau!
In den nächsten Tagen wird [an Sie] ein Exemplar der nun beendigten
Biographie meiner theuren verstorbenen Frau an Sie gelangen um dessen gütige Annahme ich Sie ergebenst bitte. Welche Zierde für das Werk die uns gütigst zugestellten Auszüge aus Ihrem Tagebuche, verehrte Frau |2| Frau, sind, werden Sie selbst erkennen bei’m Einblick in das Werk; indessen möchte ich Ihnen für diese Beisteuer, nochmals im Namen der Verfasser wie für mich selbst danken. Daß Sie dem Buche Interesse und Theilnahme gewähren werden, weiss ich im Voraus – und Wenige werden besser verstehen, als Sie verehrte Frau, welch ein Bild unzähliger Tage und Nächte ernster Sorgfalt und unauf-|3|hörlichen Nachdenkens für die verschiedenen dabei Betheiligten und für das in dem Werke Niedergelegten Verantwortlichen, Dasselbe bietet. Mit dieser Erwägung werden Sie, vor Allen, es mit Nachsicht aufnehmen. Die Biographie erscheint zu gleicher Zeit heute <2> und Morgen in England[,] Deutschland, Schweden und Amerika. Wir haben einen strengen, düstren Winter hier gehabt – und bei dem Schlusse dieser Thätigkeit sehne ich mich nach andrer Umgebung. So komme ich in 2–3 Wochen nach Deutschland, zuvörderst nach Hamburg und Leipzig
Indessen |4| würde ich auf dem Rückwege so gerne Ihnen in Frankfurt aufwarten, falls Sie im Mai oder Anfangs Juni dort wären. Ich schließe hier den mir anvertrauten Brief, Nanette Falk<e> betreffend, bei und empfehle mich Ihnen und Ihren Töchtern aufrichtig und
hochachtungsvoll
Otto Goldschmidt
Ich hörte, Sie haben Mr
Burnand’s Tot schmerzlich empfunden.
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