Primkenau d. 10 Jan. 1866
Liebe Frau Clara Schumann!
Für Ihre Zeilen sowohl, wie noch ganz besonders dafür, dß Sie so freundlich gewesen sind mich durch die so schöne Photographie, Ihres von mir so hoch verehrten Herrn Gemahls, zu erfreuen, sage ich Ihnen meinen allerherzlichsten Dank u. kann ich Ihnen mit Wahrheit versichern, dß Sie mir durch dieselbe keine kleine Freude bereitet haben. – Die Photographie des Herrn Robert Schumann ist an u. für sich schon von großem Werth für mich, doppelt werthvoll aber dadurch, dß ich dieselbe Ihrer Güte verdanke! – Gewiß hätte ich Ihnen dieses gleich nach Empfang Ihrer Zeilen gesagt, doch da Sie in denselben den Wunsch aussprachen die Photographien von meiner Schwester u. von mir zu besitzen u der Berliner Photograph mir die dortgemachten Photographien immer nicht sandte, mußte ich aus diesem Grunde meinen Dank bisher immer verschieben. Erst jetzt erhielt ich dieselben u. komme da sogleich zu Ihnen. Leider bin ich aber nur im Stande Ihnen meine eigne Photographie zu senden, da meine Schwester augenblicklich gar keine mehr von sich selber hat. Auf ihrer sehr baldigen Reise nach Kiel wird sie sich indeß in Berlin photographiren lassen u. wird sie sich dann erlauben Ihnen gelegentlich eine zukommen zu lassen.
Mein schon so lebhaftes Bedauern nicht zu Ihrem Concerte nach Breslau kommen zu können, haben Sie noch durch die Mittheilung vergrößert, dß die schöne, mir so liebe, Genovefa-Ouverture, auch noch an jenem Abende so vortrefflich ausgeführt ward.
Daß unsre Primkenauer Blumen leider ihren Zweck verfehlten u. zu spät in Ihre Hände gelangten, vernahmen wir mit Betrübniß u. wird die große Nachlässigkeit der preußischen Posten wohl die Schuld daran sein.
Eine ganz besondere Freude würde es mir sein, wenn das Schicksal sich so günstig für mich gestaltete, daß ich zu gleicher Zeit mit Ihnen in Kiel zusammen wäre, doch leider befürchte ich sehr, dß dasselbe nicht so freundlich für mich gesonnen ist da ich wohl schwerlich vor d. März Monat dorthin gehen werde.
Mit den schönsten Aufträgen meiner Mutter u. Schwester, schließe ich, liebe Frau Clara Schumann, als
Ihre
ergebene
Henriette Prß. v. Schleswig-Holstein
Durch meine Schwägerin erfuhren wir zu unserm größten Bedauern dß unsre liebe Harriett Parish leider so leidend sein soll, dß die Ärzte ihr ein milderes Clima für den Winter angerathen. Da meine Schwägerin von Nienstädten fort ist, erfuhren wir nicht später ob sie die Reise unternahm, noch wie es ihr jetzt mit ihrer Gesundheit ergeht.
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