Sehr verehrte gnädige Frau
Wieder muß ich Ihnen auf diese Weise meinen herzlichsten Dank für Ihre Mühe und den mir übersandten Brief aussprechen – da mir buchstäblich zu mündlichem Danke keine Zeit bleibt –
Ich führe bis zum Juli ein wahres Traumleben von Rolle zu Rolle, von Stunde zu Stunde die Prüfungen vor der Thür – fachen <mich> alle Lebensgeister an und das heißt Leben!
Manfred hab ich nach der Jenke’schen Bearbeitung |3| die Herr Löwi meinte – erhalten werde v mir aber noch die Gildemeister’sche verschaffen – dann vergleichen und wenn Sie mir erlauben gnädige Frau mit Ihnen Rücksprache halten[.] Ich freue mich auf die große gewaltige Aufgabe sehr – diese und der Mephisto (II Theil) sind meine freien arbeiten, also auch da zu thun genug. An Possart zu schreiben wie Herr Löwi rieth halte ich nicht für gerathen – schöne Reden aber kein Buch würde er senden, und ich will ihm auch nicht verpflichtet sein – und wir brauchen ihn auch gar nicht – Wenn Sie liebe gnäd’ge Frau mir beim Studium dieser großen Aufgabe |4| berathend zur Seite stehn wollen – brauche ich den Rath eines andern nicht, denn Sie wissen ohne Zweifel beßer als alle Andern die Schönheiten und Geheimniße eines Werkes zu erklären das mit, und durch Sie entstanden.
Genehmigen Sie verehrte liebe gnädige Frau die Versicherung meiner unwandelbaren Hochachtung, und erlauben Sie mir – wenn es meine Zeit erlaubt – Ihnen dies und noch viel mehr persönlich sagen zu dürfen.
Die besten Grüße von meiner Frau
Ihr
ergebener
Karl Hermann
Fkt a/M. 9/6 81.7
in Eile
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