Verehrteste Frau Schumann!
Damit nicht noch ein Tag vergehe, bevor ich Ihre Anfrage beantworte, setze ich mich lieber zu ein par flüchtigen Zeilen hin, was ich sonst Ihnen gegenüber nicht gerne thue. Ich bin aber Vor- und Nachmittag auf der Wohnungsjagd!
1.) Eine Pause wird nie synkopisch gebraucht; Sie schreiben also nicht XXXX sondern XXXX
2.) Jede Pause wird (in unserer Zeit) an den Anfang des für ihre Zeitdauer bestimmten Raumes gesetzt (mit Ausnahme der ganzen Tact-Pause)
Wenn Schumann XXXX schreibt, so zieht er die beiden 16tel Pausen in eine Achtelpause zusammen, was er eigentlich nicht darf, da diese 1/8 tel Pause dann synkopisch ist. er thut es blos, damit nicht zu viel kleine Zeichen die Übersichtlichkeit beeinträchtigen. Streng genommen musste er so schreiben: XXXX ; zieht er die beiden 16tel Pausen aber ausnahmsweise in eine synkopische 8tel Pause zusammen, so muss diese an den Anfang des für ihre Zeitdauer bestimmten Raumes gesetzt werden also XXXX nicht XXXX . Schumann selbst hat es in der 1ten Ausgabe – soviel ich mich erinnere – auch richtig geschrieben. Bitte aber noch einen Sachverständigen darum zu fragen, ob diese Correctur werthvoll genug ist, um sie durchzuführen. Mir fiel sie gerade nur auf, vielleicht weil ich diesen Sommer mehr Architectur als Musik getrieben habe!
Und nun bitte um Verzeihung für diesen elenden Fetzen; ich thu’s gewiss nie wieder!
Mit den herzlichsten Grüssen von uns Beiden an das ganze Haus
Ihr ergebenster
Herzogenberg
Glauben Sie, dass Brahms mit der Symph. zu uns kömmt? Limburger und ich schrieben ihm; heute hatte ich nur eine Karte mit der Mittheilung, dass er nach Wien fahre. Bleibt er dort, oder nicht?
Lisl dankt einstweilen nur hierdurch gerührt für den guten Brief. Fillu Dank für die freundlichen Bemühungen, einstweilen hat der Hofmeister selber abgeschrieben.
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