23.01.2024

Briefe



Rückwärts
	
ID: 18874
Geschrieben am: Dienstag 20.04.1880
 

Max Kalbeck

IX., Beethovengasse 3
1. Stiege, 3. Stock.
WIEN, den 20. April 80.

Hochverehrte Frau,
haben Sie herzlichen Dank für Ihren lieben Brief und empfangen Sie die Nachricht, daß ich am Nachmittag des 2. Mai in Bonn bei Ihnen vorsprechen werde. Vielleicht bringen Sie die Handschriften und die Copien mit oder bestimmen mir gefälligst einen Tag, der uns in der nämlichen Woche in Frankfurt bei Ihnen zusammenführen könnte. Da ich im Auftrage der Zeitung ohne Urlaub reise, darf ich mich nicht allzu lange am Rhein aufhalten – so gern ich’s möchte! Die ganze |2| Fahrt soll in acht Tagen vollendet sein, und dabei muß ich noch für mehrere Feuilletons Zeit gewinnen. Trotzdem freue ich mich unbeschreiblich auf das weihevolle Fest und bin glücklich es als Einer miterleben zu dürfen, der noch nebenher sein ganz besonderes gutes Recht hat dabei zu sein. Möge der Tag, an dem wir das Horazische „exegi monumentum aere perennius“ – „ein Denkmal hab’ ich errichtet, das dauernder ist als Erz“ – feiern können, nicht allzu fern sein! Schumanns Bild soll dann in doppeltem Glanz erstralen [sic], für Alle sichtbar und Allen ein leuchtendes Vorbild menschlicher und künstlerischer Größe.
Zugleich mit dem Ihrigen lief ein Brief von Härtels bei |3| mir ein, den ich dahin beantwortet habe, daß ich, wenn ihre Bedingungen mir zusagten, wol auf ihr Verlagsanerbieten eingehen möchte. Eine solche Zusage bindet uns nicht, und wir können immer noch thun, was uns gefällt. Hr. Dr. Hase will am 2. Mai ebenfalls in Bonn sein und mit mir sprechen.
Ich bin wieder gesund, so gesund, daß ich die Nibelungen-Trilogie, welche sich in dieser Woche wieder durchs Operntheater wälzt, glücklich zu überstehen hoffe. Die Es-Dursymphonie und „Manfred“ sollen mir dann um so wohler thun.
Möge es auch Ihnen, hochverehrte Frau, so gut ergehen, daß Sie Schmerz und Freude der bevorstehenden Zeit glücklich ertragen!
Ehrfurchtsvoll Ihr
sehr ergebener Max Kalbeck

  Absender: Kalbeck, Max (785)
  Absendeort: Wien
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 4
Briefwechsel Clara Schumanns mit Maria und Richard Fellinger, Anna Franz geb. Wittgenstein, Max Kalbeck und anderen Korrespondenten in Österreich / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz, Anselm Eber und Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2020
ISBN: 978-3-86846-015-5
623f.

  Standort/Quelle:*) D-B, s: Mus. Nachl. K. Schumann 4,24
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 

Fehlerbeschreibung*





Wir verwenden Cookies, um Ihnen den bestmöglichen Service zu gewährleisten (Mehr Informationen).
Wenn Sie auf unserer Seite weitersurfen, stimmen Sie bitte der Cookie-Nutzung zu. Ich stimme zu.