23.01.2024

Briefe



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ID: 18920
Geschrieben am: Donnerstag 12.09.1889
 

Gellert 27
d 12ten Septbr 89 –
Liebe Frau Schumann.
Der morgige Tag soll nicht vorbeigehen ohne dass Sie auch von uns einen herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Geburtstage erhalten. Möchten Sie derer noch Manche gesund & rüstig im Kreise der Ihrigen feiern – beinahe könnte ich diejenigen beneiden die noch eine Mutter haben – wäre der Neid nicht eine so hässliche Sache. – Ich |2| war mir genau bewusst was ich an meiner Mama hatte aber ich dachte doch nicht dass es ┌so┐ schwer sein würde ohne dieselbe weiter zu leben. – Von Eugenie werden Sie erfahren haben dass es uns eigentlich Allen recht gut geht – wir suchen uns wacker zu halten & den Kopf nicht hängen zu lassen – es gelingt auch oft & wenn das Heimweh zu stark wird, so sucht man es eben zu verbergen. Ein wirklicher, tiefer Schmerz ist nicht für die Oeffentlichkeit! – Ich hoffe, Sie waren über Eugenien’s Aussehen erfreut, dasselbe ist doch ganz anders |3| wie voriges Jahr um diese Zeit & kann sie mit mehr Muth die Winter-campagne antreten. Für Sie Alle sind doch die kommenden Monate recht anstrengend – stockfaule Menschen haben von einer geregelten Thätigkeit doch keinen Begriff. Ich beneide Jedermann der arbeitet, ohne die gehörige Energie zu besitzen es regelmässig selbst zu thun. – Heute Nachmittag habe ich das Vergnügen die Bekannschaft von Hr. & Frau v. Herzogenberg zu machen – ich brenne ordentlich darauf diese Frau kennen zu lernen – von Männern & Frauen, von Alt & Jung hörte ich nur einstimmiges Lob. Dass eine Frau von Männern |4| unisono angebetet wird ist mir schon vorgekommen, wenn aber auch die Damen für Eine ihres Geschlechtes schwärmen, so muss es schon was Besonderes sein. – Ich hoffe, liebe Frau Schum[.] daß die Tassen die ich mir erlaubt habe Ihnen zu schicken, nicht als Scherben angekommen sind. Dieselben haben nur den Werth der anciennität & ich würde mich freuen zu denken dass Sie dieselben täglich zu Ihrer Theestunde benützten & sich dabei manchmal unserer erinnern<>. – Im stillen hege ich die Hoffnung sie [sic] vielleicht nach dem 22ten in Baden besuchen zu können – wenn mein Mann es möglich machen kann so thut er es, wissend wir gerne ich es hätte – doch ist <>er leider noch nicht Herr seiner Zeit & noch weniger der Verhältnisse – Bitte, grüssen sie [sic] Eugenie & Frl. Davis vielmals von uns, ich werde heute Volkl. bearbeiten damit er sein Möglichstes thut um Letztere hier spielen zu lassen –
In wahrer Freundschaft Rosy LaRoche

  Absender: Laroche, Rosy (912)
Absendeort: Basel
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
Empfangsort: Baden-Baden
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 10
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Theodor Kirchner, Alfred Volkland und anderen Korrespondenten in der Schweiz / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Annegret Rosenmüller / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-021-6
914ff.

  Standort/Quelle:*) D-B, s: Mus. Nachl. K. Schumann 5,249
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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