Herzlich geliebte und verehrte Freundin!
Mit schwacher Hand nur einen innigen Dankesgruß für Ihren geliebten Brief in welchem wir die alte Treue wiedergefunden, u uns ihrer [sic] innig gefreut. Das Ausbleiben Ihres Briefes machte uns besorgt, da wir Ihre Pünktlichkeit u Treue kennen u doch wollten wir ehe wir anfragen noch warten ob wir nicht durch den Einen u Anderen erfahren wo Sie weilen, u ob Sie gesund seien da dies immer unsere erste Sorge ist. Wenn man selbst leidend ist wie ich, halt [sic] man Krankheit immer für das Schlimmste das einem begegnen kann, denn das Dasein ist ein kummervolles für mich, u die Umgebung aller Thätigkeit beraubt, was ist ein solches Dasein? Nur bin ich glücklich wenigstens die Genesung meines Mannes erlebt zu haben, der sehr leidend gewesen, wohl aber arbeitet u verstimmt, hat er den Sommer doch seine Vorträge gehalten, u so seine Kraft gebrochen. Er wurde vom Arzt nach Herrenalb, eine Anhöhe im Schwarzwald geschickt, u dieser Aufenthalt in der kostlichen [sic] Luft, verbunden mit völliger Ausruhe, hat ihm sehr wohl gethan, so daß er Gottlob sehr gestärkt heimgekommen, u seine Arbeit wieder aufnimmt. Ich blieb mit meiner treuen hingebenden Ernestinchen still daheim, wartete jeden Morgen mit Sehnsucht auf meinen Brief, der mir Mut einflößte weiter zu leben, u so verstrich die öde Zeit, bis der Augenblick der Heimkehr eintrat. Möchten wir doch bald mal so glücklich sein Sie wieder zu sehen, oder Gutes von Ihnen u Ihren geliebten Kindern zu hören, Sie wissen ja wie innig wir Sie lieben u verehren, u so lange ich lebe sein werde Ihre
Sarah Lazarus
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