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ID:
19139

Geschrieben am:
Dienstag 08.04.1890

Karlsruhe, 8. Apr. 90.

Hochverehrte theure Frau!

Wie erfreulich war mir die liebe Ueberraschung Ihres Briefes! hätte ich eine Ahnung gehabt, daß Sie so in der Nähe, wir hätten Sie jedenfalls besucht.

Also werden Sie vielleicht den Faust hören. Wie ich Sie darum glücklich preise! dergleichen wird uns hier nie zu Theil. Doch hörte ich vor 8 Tagen in Berlin vom Stern’schen Verein Beethovens Missa Solemnis, die ich u meine Frau dort vor 30 Jahren mitgesungen hatten. Alle solche Herrlichkeiten sind uns hier versagt. Wir haben nur Wagner, Liszt, |2| Berlioz und Chabrier: ein wahres Hundequartett!

Den Aufsatz über Parsifal will ich mir sofort von der Redkt zu verschaffen suchen; ich habe leider kein Exemplar mehr, hoffe aber eins zu bekommen.

Nun seien Sie mit Ihren lieben Töchtern tausendmal von Herzen gegrüßt. Möge der Frühling Ihnen recht viel Gutes u Schönes, Frische, Kraft u Gesundheit bringen. Meine Frau empfiehlt sich angelegentlich.

In treuer Verehrung

Ihr

ergebener

W Lübke

Stockhausens Fortziehen bekümmert mich sehr. Glück und Befriedigung kann man nur im eigenen Innern finden; draußen ist es nicht.

Absender:
Lübke, Wilhelm (40532)

Absendeort:
Karlsruhe

Empfänger:

Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)

Empfangsort:
Frankfurt am Main

Schumann-Briefedition:
Serie: II / Band: 26
Robert und Clara Schumann im Briefwechsel mit Korrespondenten in Süddeutschland / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Ekaterina Smyka, Thomas Synofzik, Eva Katharina Klein und Michael Beiche / Verlag Christoph Dohr Köln / Erschienen: 2024
ISBN: 978-3-86846-051-3
Seite: 654ff.

Standort/Quelle:^*)
D-B, s: Mus. Nachl. K. Schumann 6,10

*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla


ID:	19139
Geschrieben am:	Dienstag 08.04.1890	Karlsruhe, 8. Apr. 90. Hochverehrte theure Frau! Wie erfreulich war mir die liebe Ueberraschung Ihres Briefes! hätte ich eine Ahnung gehabt, daß Sie so in der Nähe, wir hätten Sie jedenfalls besucht. Also werden Sie vielleicht den Faust hören. Wie ich Sie darum glücklich preise! dergleichen wird uns hier nie zu Theil. Doch hörte ich vor 8 Tagen in Berlin vom Stern’schen Verein Beethovens Missa Solemnis, die ich u meine Frau dort vor 30 Jahren mitgesungen hatten. Alle solche Herrlichkeiten sind uns hier versagt. Wir haben nur Wagner, Liszt, \|2\| Berlioz und Chabrier: ein wahres Hundequartett! Den Aufsatz über Parsifal will ich mir sofort von der Redkt zu verschaffen suchen; ich habe leider kein Exemplar mehr, hoffe aber eins zu bekommen. Nun seien Sie mit Ihren lieben Töchtern tausendmal von Herzen gegrüßt. Möge der Frühling Ihnen recht viel Gutes u Schönes, Frische, Kraft u Gesundheit bringen. Meine Frau empfiehlt sich angelegentlich. In treuer Verehrung Ihr ergebener W Lübke Stockhausens Fortziehen bekümmert mich sehr. Glück und Befriedigung kann man nur im eigenen Innern finden; draußen ist es nicht.
Absender:	Lübke, Wilhelm (40532)
Absendeort:	Karlsruhe
Empfänger:	Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
Empfangsort:	Frankfurt am Main
Schumann-Briefedition:	Serie: II / Band: 26 Robert und Clara Schumann im Briefwechsel mit Korrespondenten in Süddeutschland / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Ekaterina Smyka, Thomas Synofzik, Eva Katharina Klein und Michael Beiche / Verlag Christoph Dohr Köln / Erschienen: 2024 ISBN: 978-3-86846-051-3 Seite: 654ff.

Standort/Quelle:^*)	D-B, s: Mus. Nachl. K. Schumann 6,10
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla