Nürnberg Bayerischer Hof d. 15.t Dec 80.
Liebe verehrteste Frau Schumann,
Vor dem ernsten Tage, der nun mit Macht herannaht, ist es mir ein Herzensbedürfniß Ihnen einen recht innigen Gruß zu senden, Ihnen zu sagen, wie wohl mir Ihre lieben Worte gethan und Sie zu bitten am 18t freundlich meiner zu gedenken. Um 1 Uhr soll die stille Feier in der alten, ehrwürdigen Sebalduskirche sein, und die Menschen die mir besonders lieb und werth sind, möchte ich im Geist mir nah wissen. Daß wir fern von Allen ganz in der Stille diesen Tag begangen, das verstehen Sie gewiß meine theuerste Frau Schumann; so sehr ich die Ueberzeugung immer mehr gewinne, einem schönen edlen Glück entgegen zu gehen, so wenig ist dieser 18t eigentlich ein Freudentag für mich. Ganz traurig bin ich, daß meine liebe Tante Helene durch Unwohlsein verhindert ist zu kommen. Wir sollten noch einige gemüthliche Tage vorher verleben, aber dies schreckliche Wetter hat auch ihr Leiden verschlimmert. Ich mußte oft dabei an Ihren Sohn denken, der gewiß sich noch weniger schnell bei dieser Feuchtigkeit erheben kann. Wenn auch die Sorge nicht geringer, so können Sie sich jetzt, meine liebe Frau Schumann, doch mehr Ruhe gönnen und das bedürfen Sie, die Sie so viel leisten, so viel für Andere thun, mehr als gewöhnliche Alltagsmenschen grüßen Sie die lieben Frl. Marie u. Eugenie herzlichst; die lieben Briefe haben mich so gefreut.
Halten Sie es nicht für unbescheiden, wenn ich einliegendes Bild schicke, ich möchte aber, daß Sie wissen, wie derjenige aussieht dem ich mein ferneres Schicksal anvertraue, und der den aufrichtigen Wunsch hat, Ihnen einmal näher treten zu dürfen. Er empfiehlt sich einstweilen beßtens. In treuer Liebe u. Verehrung Ihre Marie.
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