BERLIN W KURFÜRSTENSTRASSE 81
18 November 1881
Hochverehrte Frau Doctor,
den handschriftlichen Nachlaß Ihres verewigten Herrn Gemahls auf der hiesigen K. Bibliothek, neben dem Mozarts, Cherubinis, Mendelssohns für alle Zeit aufgehoben u gesichert zu sehen, würde für alle, welche an unserer Musik ernsten Antheil nehmen, eine wahre Freude sein und ich zweifle nicht, dß man hier thun wird, was irgend möglich ist, um das zu ermöglichen. Nach Berathung mit einem meiner Kollegen welchem die Bearbeitung der Sache wesentlich zufallen würde, möchte ich es für das Zweckmäßigste halten wenn die Sache unmittelbar ins Ministerium u erst von da an die k. Bibliothek gebracht würde. Ich bin selbstverständlich mit Vergnügen bereit, die Vermittelung zu übernehmen, u bitte nur dß Sie die Güte haben mir das in Aussicht gestellte Verzeichniß zu schicken, um es alsdann im Ministerium zur Vorlage zu bringen. Nicht ganz leicht wird es sein zu erreichen dß von hier aus ein Gebot gethan werde: Sie werden begreifen dß die Verwaltung eines Staatsinstituts immer sehr großen Werth darauf legen muß, eine Forderung zu erhalten. Indß wird sich über diese Schwierigkeit schon hinwegkommen lassen. Es sollte mir eine wahre Freude sein, wenn ich irgend etwas dazu beitragen könnte, die Ausführung Ihres Gedankens zu sichern. Meine Frau erwiedert Ihre freundlichen Grüße auf das Herzlichste. Im Ganzen geht es gut in unserm Hause; nur beginnt der Berliner Winter unruhiger als uns lieb ist.
In wahrer Verehrung
Ihr ganz ergebener
Schöne
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