Dr. Hoch’s Conservatorium.
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J. No.
Frankfurt a. M., den 11 Feb. 1887.
Verehrte Frau Schumann!
Nehmen Sie mir es nicht übel, wenn ich Sie gelegentlich Ihrer Reise nach Leipzig nochmals mit meinen alten Wünschen plage. Auf den Brief u. Zusage hin, welche Reinecke betr. meiner Sinfonie an Sie gerichtet hatte, glaubte ich mich berechtigt, mich nochmals meinerseits an R. wenden zu dürfen<.>, und <Ich habe> ihm meine Sinfonie zu empfehlen. Ich habe auf 2 Briefe gar keine Antwort erhalten. Darauf schrieb ich an Herrn Limburger meldete ihm diese Unhöflichkeit und ersuchte um Auskunft, warum <>die Aufführung meines Werkes, das sich allenthalben einer günstigen Aufnahme zu erfreuen hatte, am Leipz. Gewandhaus unterbleibe. Darauf erhielt ich einen von Herrn Limburger unterschriebenen, wahrscheinlich von Herrn Reinicke selbst geschriebenen Brief, daß durchaus keine inneren Gründe gegen die Aufführung sprächen, und die üblichen Ausflüchte, die natürlich alle unwahr sind. Nun wollte ich Sie nur bitten, gelegentlich Herrn Consul Limburger Ihr Urtheil über meine Sinfonie in B-dur auszusprechen – weiter nichts. – Sie sind gewiß so freundlich mir diese Bitte zu erfüllen. Ich weiß sehr wohl, daß bei Herrn R. ganz andere Motive entscheidend sind; leider bin ich nicht in der Lage, ihm dienen zu können. Eine Sinfonie von Klughardt ist in Leipzig jetzt endlich aufgeführt worden weil Reinecke die Aufführung seiner neuen Oper durch Klughardt erwartet. An Frl Davies hat er gelegentlich im Anfange geschrieben, er müsse mit Bedauern constatiren, daß sie keine Stücke von ihm auf dem Programm habe! Genug davon!
Verzeihen Sie, daß ich Sie wieder plage! Ich wünsche Ihnen gute Reise und denselben herrlichen Erfolg mit dem D-moll-Concert wie hier
In Eile (verzeihen Sie!)
Ihr treu ergebener
Scholz
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