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ID:
19501

Geschrieben am:
Freitag 01.02.1856

Frankfurt a/m. 1. Februar 1856.

Hochgeehrte Frau!

Als ich Gestern hier eintraf u Herrn Henkel bei Frau Koch-Gontard zu

sprechen bekam, erkundigte ich mich nach Ihnen, u es wurde mir gesagt Sie seyen in Wien. So eben bekomme ich einen Brief aus der Kaiserstadt, von Frl. Louise Neumann die mir diese erfreuliche Nachricht bestätigt. Auch ich, geehrte Frau, will nach Oestreich reisen, u möchte Sie wo möglich noch |2| in Wien antreffen. Heute Ab. singe ich hier im Museum, und denke Morgen in acht Tagen ein eigenes Conzert zu geben. Nach Leipzig möchte ich auch, wenn es selbst nur en passant wäre, u in einem Gewand-Haus Concert singen aber mein Versuch ist gescheitert: ich schrieb nämlich vor acht Tagen an H. Dr Schleinitz um zu erfragen ob ich noch diese Saison auftreten könnte, aber ich erhalte keine Antwort u weiß nicht warum. Habe ich ihm etwa nicht genug Complimente gemacht? war etwa mein Brief zu kurz gefaßt? Ich bin in Verlegenheit u gedenke noch ein Mal zu schreiben. |3| Diese ganze Erzählung, geehrteste Frau um Ihnen zu sagen daß ich nicht gleich nach Wien reisen kann, u um Sie zu fragen wie lange Sie noch gedenken dort zu bleiben? Darf ich hoffen es durch Sie selbst, mit zwei Zeilen es zu erfahren? Ist Herr Joachim noch in Wien? Wie würde ich mich freuen ihn kennen zu lernen! Lassen Sie mir wissen, geehrteste Frau ob ich das Glück haben werde Lieder von Herrn Schumann mit Ihrer eignen Begleitung in Wien zu singen; ich vergesse nie die vierzehn Tage in Ostende!Genehmigen Sie, geehrte Frau, die Versicherung meiner vollkommensten Hochachtung,

Ihr ganz ergebener

J. Stockhausen.

Gasthof zum Schwanen

Absender:
Stockhausen, Julius (1547)

Absendeort:
Frankfurt am Main

Empfänger:

Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)

Empfangsort:

Schumann-Briefedition:
Serie: II / Band: 7
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Jenny Lind-Goldschmidt, Wilhelmine Schröder-Devrient, Julius Stockhausen, Pauline Viardot-Garcia und anderen Sängern und Sängerinnen / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Jelena Josic, Thomas Synofzik, Anselm Eber und Carlos Lozano Fernandez / Dohr / Erschienen: 2023
ISBN: 978-3-86846-018-6
Seite: 526ff.

Standort/Quelle:^*)
D-B, s: Mus. Nachl. K. Schumann 1,184

*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla


ID:	19501
Geschrieben am:	Freitag 01.02.1856	Frankfurt a/m. 1. Februar 1856. Hochgeehrte Frau! Als ich Gestern hier eintraf u Herrn Henkel bei Frau Koch-Gontard zu sprechen bekam, erkundigte ich mich nach Ihnen, u es wurde mir gesagt Sie seyen in Wien. So eben bekomme ich einen Brief aus der Kaiserstadt, von Frl. Louise Neumann die mir diese erfreuliche Nachricht bestätigt. Auch ich, geehrte Frau, will nach Oestreich reisen, u möchte Sie wo möglich noch \|2\| in Wien antreffen. Heute Ab. singe ich hier im Museum, und denke Morgen in acht Tagen ein eigenes Conzert zu geben. Nach Leipzig möchte ich auch, wenn es selbst nur en passant wäre, u in einem Gewand-Haus Concert singen aber mein Versuch ist gescheitert: ich schrieb nämlich vor acht Tagen an H. Dr Schleinitz um zu erfragen ob ich noch diese Saison auftreten könnte, aber ich erhalte keine Antwort u weiß nicht warum. Habe ich ihm etwa nicht genug Complimente gemacht? war etwa mein Brief zu kurz gefaßt? Ich bin in Verlegenheit u gedenke noch ein Mal zu schreiben. \|3\| Diese ganze Erzählung, geehrteste Frau um Ihnen zu sagen daß ich nicht gleich nach Wien reisen kann, u um Sie zu fragen wie lange Sie noch gedenken dort zu bleiben? Darf ich hoffen es durch Sie selbst, mit zwei Zeilen es zu erfahren? Ist Herr Joachim noch in Wien? Wie würde ich mich freuen ihn kennen zu lernen! Lassen Sie mir wissen, geehrteste Frau ob ich das Glück haben werde Lieder von Herrn Schumann mit Ihrer eignen Begleitung in Wien zu singen; ich vergesse nie die vierzehn Tage in Ostende!Genehmigen Sie, geehrte Frau, die Versicherung meiner vollkommensten Hochachtung, Ihr ganz ergebener J. Stockhausen. Gasthof zum Schwanen
Absender:	Stockhausen, Julius (1547)
Absendeort:	Frankfurt am Main
Empfänger:	Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
Empfangsort:
Schumann-Briefedition:	Serie: II / Band: 7 Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Jenny Lind-Goldschmidt, Wilhelmine Schröder-Devrient, Julius Stockhausen, Pauline Viardot-Garcia und anderen Sängern und Sängerinnen / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Jelena Josic, Thomas Synofzik, Anselm Eber und Carlos Lozano Fernandez / Dohr / Erschienen: 2023 ISBN: 978-3-86846-018-6 Seite: 526ff.

Standort/Quelle:^*)	D-B, s: Mus. Nachl. K. Schumann 1,184
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla