23.01.2024

Briefe



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ID: 19601
Geschrieben am: Montag 08.02.1841
 

Paris den 8. Februar 1841.

Mein liebstes Clärchen
Warum hab' ich keinen Briefen von Dir vor eine Monat empfangen? ich habe dir zweimal geschrieben seit ich die hübschen Lieder und die gute Nachricht Deiner Heirath bekam. Du kannst nicht denken, liebe Freundin, wie ich erfreute "jetzt", dachte ich, jetzt ist die gute Clara glücklich wie sie es verdient. Jetzt hat sie nichts mehr zu wünschen. Nicht wahr, theure, daß dieses Glück das ganze Leben erfüllt! ich kann deine Wonne verstehen, denn ich bin schon vor zehn Monaten geheirathet, und unsere Liebe vermehrt sich jeden Tag. So wird es ihnen geschehen. das ist mein innigster Wunsch für Euch. Als ich Deine Briefe durch Herr Tischendorf oder Fischendorf oder wie er heißt, empfing, war ich krank. Eine unzeitige Geburt nöthigte mich im Bett zu bleiben. Nach einigen Tagen war ich wieder wohl.
Am Ende dieses Monats gehen wir nach London, und gegen den 6ten März werde ich |2| auf das italienische Theater debütieren. Horazio e Curuazi von Cimarosa wird meine erste Oper seyn. Nachdem werde ich Romeo singen in Bellinis Capuletti. Die anderen Opern sind Meyerbeer's Crocinto, Otello, Tancredi, Cenerentola, Mozart's Cosi fan tutte. Alle meine Rollen gefallen mir sehr. Gestern habe ich in dem Conservatorium mit großem Beifall gesungen. Meine Angst war groß, denn ich sang drei schwere Stücke, eine Arie aus Cosi fan tutte und zwei Fragmente von Händel. Das Publikum war ganz distingué und Connaisseur , und im Orchester waren die ersten Künstlern in Europa. ich möchte dich da gesehen haben! Werden wir Dich in London sehen? Wie würde ich freuen! antworte mir |3| bald, sage mir wie deine Gesundheit ist - ........... sage mir die ganze Wahrheit, verstehst [sic] du? ......... sage Deinem Robert wie sehr sein liebenswürdiges Briefchen mich erfreute. aber es kostet mir viel Mühe zu lesen, denn seine Handschrift ist diabolisch. Chopin läßt ihn grüßen. Liebes Clärchen, schreibe mir bald und richte deinen Briefen:
Regent Street 184, London
Meine Mutter die sicher nach London mit uns kommt, <> schickt Dir herzliche Grüße. Wir sprachen so oft von Dir, daß mein geliebter Luis, obschon er Dich nicht persönlich kennt, te présente ses Compliments respectueux.
Tausend Grüsse deiner Robert, und zehn tausend Küsse meine
Tausend Grüße deiner Robert, und zehn tausend Küsse meiner Clara.

Pauline Viardot
|4| Abzugeben bei dem H.n Doctor
Robert Schumann
Leipzig
Allemagnia

  Absender: Viardot-Garcia, Pauline, geb. Garcia, Pauline (1623)
  Absendeort: Paris
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 7
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Jenny Lind-Goldschmidt, Wilhelmine Schröder-Devrient, Julius Stockhausen, Pauline Viardot-Garcia und anderen Sängern und Sängerinnen / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Jelena Josic, Thomas Synofzik, Anselm Eber und Carlos Lozano Fernandez / Dohr / Erschienen: 2023
ISBN: 978-3-86846-018-6
900ff.

  Standort/Quelle:*) D-B, s: Mus. Nachl. K. Schumann 1,24
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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