23.01.2024

Briefe



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ID: 19623
Geschrieben am: Freitag 07.01.1848
 

Berlin 7.ten Jan.

Meine gute Clara
Ich habe das Vergnügen gehabt deine liebe Mutter vor einigen Tagen zu sehen, und sie hat mir ziemliche gute Nachrichten von dir gegeben – Aber da beinahe eine Woche vorüber ist, so will ich mich selber bei dir erkundigen, wie du mit deiner Gesundheit zufrieden bist – Ich hoffe, daß du schonest dich ein wenig mehr <wie> als wenn wir <>in Dresden waren. Bedenke, liebes Clärchen daß deine Gesundheit die Bedingung ist, zum ganzen Glück deiner Familie – Erst |2| mußt du ganz wohl sein, dann wirst du ordentlich arbeiten können um deinen Kinder ein Vermögen zu verdienen – Denn du bist die Einzige im Haus die dafür besorgen kann. In unserm Jahrhundert, <außer> wird wenig mit der Composition verdient, mit Ausnahme der dramatischen Musik – Selbst die größten Talente würden verhungern, wenn sie Nichts anderes hätten als das <gerin> kleine Einkommen ihrer Arbeit zu leben – Mit der Litteratur geschieht es beinahe eben so schlimm – Die ernste Werke <sind> werden nicht mehr bezahlt, nur das brillante, nur das amüsante findet Beifall und Editeurs, et lecteurs – Uebrigens |3| weiß ich nicht warum ich mir erlaube dir das Alles zu sagen, denn du weißt es eben so gut wie ich, und dein Robert gewiß noch viel beßer – Aber was dein Robert nicht genug weiß, ist daß eine Frau dans ta position muß sich viel mehr schonen, wie du es thuest. Es gilt um deinen künftigern [sic] Gesundheit – und wenn du auch böse mit mir drum <seist> sein wirst, ist es als Freundin meine Pflicht dich daran zu erinnern, daß du kannst nicht ruhig genug bleiben, und daß dein Mann sich nie genug bemühen kann, dir Alle Anstrengungen, alle Unannehmlichkeiten zu ersparen – dixi – geschehe jetzt was will – Ich habe meine Pflicht erfüllt.
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Lache mich nicht aus mit |4| meinem dummen Papier. Ich hatte kein
andres im Hause, und wollte den Augenblick benutzen, wo Niemand da
war – Schreibe mir recht bald, liebes Clärchen, und sage mir daß du ganz wohl bist, und ganz glücklich. Grüße mir deinen lieben Robert – gieb einen Kuß den hübschen Kindern und empfange tausend Küße von
deiner treuen
Pauline Viardot

Ist denn keine Hoffnung dich in Berlin zu sehen? Was denkst du im Frühling zu thun? Vor Allem schone dich <und> lebe Glücklich und sei mir immer Gut.
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  Absender: Viardot-Garcia, Pauline, geb. Garcia, Pauline (1623)
  Absendeort: Berlin
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 7
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Jenny Lind-Goldschmidt, Wilhelmine Schröder-Devrient, Julius Stockhausen, Pauline Viardot-Garcia und anderen Sängern und Sängerinnen / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Jelena Josic, Thomas Synofzik, Anselm Eber und Carlos Lozano Fernandez / Dohr / Erschienen: 2023
ISBN: 978-3-86846-018-6
931f.

  Standort/Quelle:*) D-B, s: Mus. Nachl. K. Schumann 1,70
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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