Baden. Montebello 22ten 8ber
Liebe Clara, du bist doch eine zerstreute Person, mir deine Adreße nicht zu geben, und mich so ganz ohne Nachricht zu laßen! Du mußt doch wohl wißen daß ich deinen Contrakt in den Händen habe, daß du ihn unterschreiben und gleich der Fr. D.r Becker zurückschicken mußt, damit er in dem Staatbuch eingeschrieben wird eh’ du hier kommst. Hier hast du also den Contrakt in zwei Copien. Die eine mußt du für dich behalten, die |2| andre aber gleich der Fr. Becker schicken. Da hast du auch die Quittung für die 1 000 Gulden die ich der Fr. Becker bezahlt habe. Der Banquier hat nur 2 Thaler für <sein>die Kosten behalten. Ich habe 2 francs 50 Centimes die dir gehören – sie sind übrig geblieben von den 10 francs die du mir gelaßen hast. Da ich dir schreibe muß ich dir gleich sagen daß <meine>eine von meines Mannes Schwestern wahrscheinlich den ganzen Winter durch in unserm |3| Haus wohnen wird. Sie war mit ihrer Schwester – leider hat <>diese einen Sohn verloren der seit 30 Jahren in America wohnte – und jetzt muß die traurige Mutter ihr Leben in Paris suchen – die jüngere Schwester wird also (leider!!) zu uns kommen. So kann ich nicht mehr dir ein Zimmer biethen. Es ist eine große Freude die mir geraubt ist, für dießmal wenigstens. Ich reise nicht mehr nach Leipzig – Mein Theaterdirektor ruft mich
nach Paris zurück. Gerade am 30.ten muß ich dort |4| singen!!!
Morgen reise ich ab – ich singe Uebermorgen in Frankfurt, und am
26.ten bin ich in Paris. Tausend Grüße von Allen. Mein Mann, Louise und die Kinder bleiben hier bis zum 27ten Wenn du Etwas zu bestellen hast, kannst du an <>Louise schreiben – Aber kommen mußt du bald nach Baden.
Au revoir, liebste, beste.
Tausend Küße von deiner
Pauline
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