Hochgeehrte, theure Frau Schumann!
Sie erhalten heute die mir durch Frl. Fillunger übermittelten Musikalien zurück; ich habe dieselben gründlich durchgesehen u. alles was mir aufgefallen, angestrichen u. mit Fragezeichen versehen. Ich möchte Sie nun bitten, dieselben noch einmal durchzusehen u. das, was Ihnen missfällt, einfach wegzustreichen. Es wäre mir sehr erwünscht, wenn Sie mir über Dies u. Jenes Ihre Ansicht mittheilten, die ich dann bei anderen Werken nutzbringend verwenden könnte. Schicken Sie nur bald mehr!
Von den Impromtu’s [sic] (Op. 5) habe ich nur die 2te Ausgabe durchgesehen, |2| weil ich die erste nicht selber besitze. Und ohne Vorlage corrigire ich nicht gern, <>da man so leicht etwas übersieht. Sollten Sie eine Durchsicht auch der erste [sic] Ausgabe wünschen, so schicken Sie mir das zu corrigirende Exemplar in Begleitung einer Vorlage wieder zurück.
Manchmal ist es vorgekommen, dass durch Ihre mit Bleistift notirten Fingersatz-Ziffern, Punkte u. auch Accente, die über oder unter den Noten stehen, unkenntlich für den Stecher geworden sind; es wäre also nützlich, diese Zeichen zu schonen, da man ┌sie┐ sonst <> in einer 2ten Correktur nachzutragen hat.
Es wäre gewiss rathsam, überhaupt noch eine ┌ 2te┐ Correktur zu bekommen; ich bin natürlich gern bereit, noch einmal zu lesen.
|3| Wir wünschen sehnlichst, es möchte Ihr Arm wieder hergestellt sein, denn wir können uns nur zu gut denken, was Sie entbehren müssen, ohne zu musiciren.
Nächsten Sonntag haben wir Joachim; er spielt 1, Beethoven; <>2, Gartenlied u. Am Springbrunnen von Schumann, arrangirt für Violine u Orchester von Rudorff. Mir gefällt so etwas nur halb; ich mochte aber nicht um Abänderung bitten. Die Fantasie von Schumann wäre mir lieber gewesen! Sagen Sie ┌ihm┐ aber um Himmelswillen nichts davon.
Mit herzlichem Gruß an Sie u. Frl. Töchter nebst Frl. Fillunger, die wie ich höre, wieder ganz wohl ist Gottlob! –
verbleibe ich
Ihr ergebener
Alfred Volkland
u Jetta –
Basel d. 19. 1. 85.
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