Hochverehrte, theure Frau Schumann!
Heute habe ich die zweite Durchsicht der ┌Peri┐ beendet, d. h. gewisse Brissler’sche Aenderungen wieder ausgemerzt, andere jedoch, auch von ihm herrührend, gut finden können. Da das Stechen von Partitur u Stimmen ziemlich<e> lange Zeit erfordern dürfte u. ich erst nachher die Correktur erhalte, will ich Ihnen das Manuscript sofort schicken, später müsste ich mir’s für wenig Tage zurück erbitten. Hr. Pohl ist sehr wunderlich! Meiner Ansicht nach müssten Härtel’s nochmals anfragen u. ihm eine entsprechende Caution stellen, wie sie dies in ähnlichen Fällen (z. B. bei der Bach-Ausgabe mit Hauser in Carlsruhe) gethan haben. Geht Pohl auch darauf |2| nicht ein, so müsste ich in Härtel’s Auftrag hinreisen, um eine Vergleichung vorzunehmen. Bitte schreiben Sie doch gefälligst in diesem Sinne an Härtel’s gelegentlich.
Jetzt wäre mir’s angenehm, wollten Sie mir das Manuscript zur Rose schicken, ich könnte täglich ein wenig daran arbeiten.
Es hat uns sehr betrübt, dass Ihre [sic] lieber Herr Sohn Ferdinand noch immer so leidend ist, Gott gebe, dass er bald genese; wir wünschen das von ganzem Herzen. Grüßen Sie ihn vielmals von mir!
Bei uns geht es den alten Gang, nämlich es giebt viel zu thun. Stockhausen hat sehr schön gesungen u. man hat ihn herzlich empfangen. Der Liederkreis war etwas anstrengend für ihn, drei oder 4 Lieder von verschiedenen Meistern wäre eine bessere Wahl gewesen.
|3| Die Aventiure hat den Leuten sehr gefallen, weil es ein leicht verständliches u dabei liebenswürdiges Musikstück ist. Nur in der Mitte „ist ein Loch“ sagen die Maler, wir Musiker sagen jedoch „Länge“ oder auch „öde Strecke“. Die Dietrich’sche Instrumentirung ist wirklich reizend.
Nun Ade, verehrte Frau Schumann, seien Sie u. Ihre liebe Familie aufs Herzlichste von m. Frau u mir gegrüßt.
Ihr
getreuer
Alfred Volkland
Basel, d. 8. 11. 80.
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