Hochverehrte, theure Frau Schumann!
Einer lieben Gewohnheit komme ich nach, indem ich Ihnen beim Jahreswechsel die herzlichsten Glückwünsche übersende. Möchte das neue Jahr für Sie nur Gutes u. Erfreuliches bereit halten u. Sie geistig u. körperlich frisch u. gesund erhalten, damit Sie alle das, was Ihnen Liebes bescheert wird, auch fröhlich u. dankbar genießen können. –
|2| Hoffentlich geht es Ihnen u. den FFrl. Töchtern recht gut, u. besser wie den meisten Menschen hier. Denn fast in jedem Haus liegen <>etliche Familienmitglieder an der Influenza krank, so z. B. auch ich. Indessen habe ich die Krankheit bereits überwunden u. bin seelenfroh, dass sie nicht eine Woche später, wo Proben zum Benefiz-Concert stattfinden, – bei mir eingekehrt ist.
Zum Benefiz-C. führe ich die Neunte auf; es ist das ein wahrer Festtag für mich, den ich aber nur alle 2 Jahre erlebe.
|3| Wissen Sie, wer nach Düsseldorf berufen wird? ich nicht.
Joachim hat wundervoll gespielt! er war sehr begeistert über das Orchester. Hoffentlich bleibt letzteres nicht nur so, sondern bessert sich mehr u. mehr; denn opferwillige Menschen giebt es hier nicht wenige.
In der Ferienwoche habe ich nur Geschichte u. zwar deutsche, gelesen. 2 Bände Sybel u. der 4te Band Treitschke lagen auf meinem Weihnachtstisch. Die Darstellung des Letzteren hat etwas eminent künstlerisches, weshalb mir das Lesen eine stete Quelle |4| der Anregung u. des Genusses wird. Ach, und das geliebte Deutsch kann <> Niemand sonst so schön schreiben.
Nun leben Sie wohl u. behalten Sie uns ein bischen lieb. Wir aber verbleiben allzeit in innigster Verehrung für Sie, die Alten.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Alfred Volkland
Basel, d. 31. 12. 89.
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