23.01.2024

Briefe



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ID: 1975
Geschrieben am: Samstag 10.01.1835
 

An E. Wohllöbliche Bücher-Commission zu Leipzig

Gegen die von mir (dem unterzeichneten Robert Schumann) beabsichtigte Herausgabe einer Zeitschrift für Musik, hat Herr Julius Knorre allhier Widerspruch erhoben, zu dessen Erklärung und Widerlegung, ich mir erlaube Folgendes anzuführen: – Herr Knorre bezieht sich um sein Anbringen zu begründen, auf ein angebliches Contractsverhältniß, das aber längst schon durch Herrn Knorre’s eigene Schuld aufgelöst und, für ihn wenigstens, verloren gegangen ist. In Folge des, bei E. Wohllöblichen Bücher- Commission in vorliegender Angelegenheit, bereits producirten Verlagscontracts, erschien nämlich seit dem 1n/. April 1834. bei dem hiesigen Buchhändler H. C. H. F. Hartmann, unter dessen Verantwortlichkeit, eine musikalische Zeitschrift, deren Miteigenthümer H. Knorre und ich waren und deren Redaction (conf. § 9. 10. des besagten Contracts) Ersterer gegen Bezahlung übernommen hatte. Unter vielfach nöthiger Beihülfe der übrigen Miteigenthümer dieser Zeitschrift, ist nun auch die Redaction derselben, bis gegen das Ende vorigen Jahres so oberflächlich von H. Knorre besorgt worden. Allein in der Mitte Decembers des vergangenen Jahres, nachdem derselbe sich bereits mehrere contractswidrige Anmaßungen hatte zu Schulden kommen lassen, störte er endlich das ganze Unternehmen, durch widerrechtliche Zurückhaltung des zur Fortsetzung der Zeitschrift unumgänglich nothwendigen Manuscripts, und, mehrfacher Aufforderungen des verantwortlichen Verlegers H. Hartmann ungeachtet, ist er zur Herausgabe desselben nie zu bringen gewesen. Ebenso wenig hat er auch seitdem um die Redaction der Zeitschrift sich bekümmert, trotz wiederholt an ihn deshalb ergangener Aufforderungen, dieselbe fortwährend verweigert, und Herrn Hartmann hierdurch gezwungen, um größeren Nachtheilen vorzubeugen, auf seine Kosten, die Redaction von frenden [sic] Händen besorgen zu lassen. So haben denn die letzten drei Nummern dieser Zeitschrift, ganz ohne Mitwirkung des H. Knorre erscheinen müssen. Wenn Wenn nun nach § 13. des beregten Verlags-Contracts, härtere (schwere) Contracts-Verletzungen den Verlust des Contracts zur Folge haben sollen, härtere Verletzungen aber als Verweigerung des nothwendigen Manuscripts und gänzliche Unterlassung der übernommenen Redactionspflichten, von Seiten eines Redacteurs, wohl kaum zu denken sind, so unterliegt es jedenfalls keinem Zweifel, daß H. Knorre durch sein eben erwähntes widerrechtliches und contractwidriges Benehmen, sich des Contracts und der ihm hieraus zustehenden Rechte verlustig gemacht hat. Um die, durch H. Knorres Contractsbruch, für die Eigenthümer der Zeitschrift so wohl, als für deren Verleger, Herrn Hartmann, herbei geführten Nachtheile, (unter welchen die, von Letzterm zu machenden Schädenansprüche besonders hervortreten,) so viel wie möglich auszugleichen, habe ich H. Hartmann durch Zahlung einer bedeutenden Geldsumme zufrieden gestellt, ihn am 24n/. Decbr. v. J., im Beyseyn „und mit Zustimmung“ des H. Knorre – welcher als früherer Redacteur noch eine Honorar-Forderung an H. Hartmann zu machen hatte, deren theilweise Uebertragung auf mich er hierbei ausdrücklich genehmigte – vermocht, von dem Verlagscontracte zurück zu treten und seine Rechte auf mich zu übertragen, und Beyde, Herr Knorre sowohl als H. Hartmann, haben in dessen Folge am 26n/. December vorigen Jahres, die hier sub A. im Original beiliegende, an das hiesige Oberpostamt gerichtete, Notiz unterzeichnet, in welcher sie, da alle Rechte auf mich übergangen waren, ausdrücklich zugestehen: „daß, von diesem Tage an, alle unter der Addresse „an die Redaction der neuen Leipziger Zeitschrift für Musik“ durch die Buchhandlung von Hartmann, oder unter der andern „an H. Julius Knorre, Mitredigenten pp.[“] eingehenden Sendungen, von heute an allein an den Unterzeichneten (Robert Schumann) eingehändigt werden sollen“. Was nun, nach alle dem, H. Knorre jetzt noch für Ansprüche geltend machen will, ist nicht wohl zu begreifen; er hat durch Contractsbruch, seiner früheren Rechte an den beregten Verlagscontract und die Zeitschrift sich verlustig gemacht, und durch obige eigenhändig unterzeichnete Erklärung ausdrücklich anerkannt, daß er in keiner Verbindung mehr mit der genannten Zeitschrift stehe, sondern für ihn und Herrn Hartmann ich allein eingetreten sey. Hierdurch ergiebt sich nun aber auch zur Gnüge, daß die von mir jetzt bei H. J. A. Barth allhier herauszugebende Zeitschrift, durchaus in keinem Verhältnisse zu H. Knorre und dem von ihm producirten Contracte steht, sondern vielmehr ein neues Unternehmen ist, das jetzt von mir allein ausgeht und mich einzig und allein berührt. Alle von Herrn Knorre dagegen gemachte Einwendungen, sind theils erdichtet, theils erscheinen sie als reine Vexationen, da ein verzeihlicher Irrthum hier nicht als Entschuldigung angeführt werden kann. Die Wahrheit meines Vorbringens, beweißt theils die Beilage sub A., theils kann dieselbe, in Bezug auf die angeführten facta, sofort auf andere Weise genügend dargethan werden. An E. Wohllöbliche Bücherkommission ergeht nun von mir das gehorsamste Gesuch: diese meine Eingabe Herrn Knorre zu seiner Erklärung vorzulegen, nöthigenfalls auf dessen eingewendete Appellation Bericht zu erstatten und mich hiervon vor dessen Abgang geneigtest in Kenntniß zu setzen.
Mit vollkommenster Hochachtung verharrend.
Robert Schumann

Leipzig den 10ten Januar 1835.

conc. Adv HC Schleinitz

An
Eine Wohllöbliche Büchercommission
zu
Leipzig

[Beilage]
ROBERT SCHUMANN AN DAS OBERPOSTAMT IN LEIPZIG
LEIPZIG, FREITAG, 26. DEZEMBER 1834

A.

Ein hochlöblich Obpostamt wird ersucht, alle unter der Addreße „an die Redaction der neuen Leipziger Zeitschrift für Musik, durch die Buchhandlung von Hartmann“ oder unter der andern „an Herrn Julius Knorr, Mitredigenten pp.[“] eingehenden Sendungen von heute an allein an den Unterzeichneten einzuhändigen.
Robert Schumann
(Quergaße 1246)

Leipzig am 26sten Dec. 34.

Herr Hartmann genehmigt mit sr Unterschrift CH F. Hartmann Herr Jul. Knorr genehmigt durch seine Unterschrift.
Julius Knorr.

  Absender: Schumann, Robert (1455)
  Absendeort: Leipzig
  Empfänger: Bücher-Kommission (Commision) Leipzig (2121)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 20
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Korrespondenten in Leipzig 1830 bis 1894 / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Annegret Rosenmüller und Ekaterina Smyka / Dohr / Erschienen: 2019
ISBN: 978-3-86846-030-8
602-607

  Standort/Quelle:*) D-LEsa, s: Acta Knorr-Schumann, fol. 18-20; Briefentwurf in D-BNu, s: NL Schumann 100 (Akte Schleinitz), fol. 8-10
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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