Liebe Freundin.
Ich hoffe Sie nächste Woche in Baden zu begrüssen. Wie ich mich darauf freue, kann ich nicht sagen. Seit Empfang Ihres letzten Briefes denke ich unaufhörlich an Sie hier; ich konnte ihn nicht beantworten; ein herzlicher Händedruck wird Ihnen besser ausdrücken, wie Sie mich durch denselben erfreut und gerührt haben, als die ausgesuchtesten schriftlichen Worte.
Lassen Sie mich heute nur kurz eine geschäftliche Angelegenheit besprechen: Die Partitur der Genoveva ist fertig und dem Copisten übergeben. Wenn Sie nun eine Abschrift für Hannover wünschen, so kann ich eine solche von einem zuverlässigen Schreiber anfertigen lassen, so daß sie Ende Juli oder Anfang August Bronsart geschickt werden kann. Meine Aenderungen werde ich nicht einzeichnen lassen. Ich lasse auch hier die Orchesterstimmen genau nach dem Originale abschreiben und die Aenderungen dann mit andrer Tinte aufschreiben, so daß sie mein Nachfolger im Amte nach Belieben wieder entfernen kann. Nach der hiesigen Aufführung die sicher Mitte September stattfinden wird, will ich dann gerne meine Partitur dem Hannoveraner Kapellmeister zur Einsicht schicken; vorher kann ich sie nicht entbehren. Unser Theater-Copist hat für das Abschreiben der Partitur 60fl. gerechnet. Billiger wird es der für die Hanoveraner Partitur in Aussicht Genommene auch nicht thun. Nun bitte ich umgehend um eine Correspondenzkarte, ob ich die Sache besorgen soll.
Auf baldiges, herzliches Wiedersehen!
In Treue und Verehrung
Ihr
Hermann Levi.
16.6.73.
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