Liebe Frau Schumann!
Mein gestriger Brief ist Ihnen gewiß sehr albern vorgekommen; mir selbst hinterher auch. Eigentlich ist Perfall Schuld, der mich ersucht hatte, Ihnen mitzutheilen, daß der König auf dergleichen sehr viel halte; ich schrieb die Zeilen unmittelbar nach dem Gespräch mit Perfall im Theater sehr eilig hin; es wäre mir furchtbar leid, wenn Sie aus denselben herausgelesen hätten, daß ich wähnte, es sei Ihnen eine Ehre oder Auszeichnung widerfahren; das liegt mir gänzlich fern, ich weiß sehr wohl, daß Sie Ehre und Auszeichnung ganz wo anders finden, als in goldenen Medaillen. Nur einen Spaß sollten Sie daran haben, weiter Nichts. Also Nichts für ungut. Es war gut gemeint.
Hoffentlich kann ich Ihnen ein Bild von Lenbach mitbringen. Ich denke Sie Ende der nächsten Woche zu sehen. Aber sagen Sie mir aufrichtig, ob ich wirklich bei Ihnen wohnen soll? Daß es mir unendliche Freude machen würde, können Sie sich denken! Aber gerade jetzt, da Felix krank, und wohl auch Frl. Eugenien’s Freundin noch bei Ihnen? Bitte um Ihre aufrichtigste Äusserung darüber!!! Auf frohes Wiedersehen!
Immer treu-ergeben
Ihr
Hermann Levi.
München. 3.1.79.
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