Liebe Frau Schumann!
Es freut mich sehr, daß Sie die Verleihung der Medaille so aufgenommen haben, wie sie gemeint war: als ein Zeichen unseres innigen Dankes dafür, daß Sie uns mit ihrem Spiele beglückt haben. Nach Ihrer Abreise hatte ich diesem Dank in einem Briefe Ausdruck gegeben; aber da ich ihn nochmals durchlas, kam er mir für einen 40 jährigen etwas zu überschwänglich vor, und behielt ihn zurück. Aber mit kühlen Worten lässt sich auch der Eindruck nicht beschreiben, den Sie hier zurückgelassen haben; zumal die Orchestermusiker: denen haben Sie es Allen angethan, und es vergeht kaum eine Probe, daß ich nicht gefragt werde, wann Sie wiederkommen! Doch davon und von manchem Anderen demnächst mündlich. Ich hoffe am 14ten Abends in Frankfurt zu sein; am 13ten reise ich hier ab, mache aber unterwegs noch eine Station. Sollte sich meine Abreise verzögern, so bleibe ich bis zum 27ten in Giessen uns besuche Sie dann. Wenn Sie weiter Nichts von mir hören, so erwarten Sie mich am 14ten Abends. Die
Stunde gebe ich lieber nicht an, sonst schicken Sie am Ende Jemanden an den Bahnhof.
Ich freue mich sehr!!
Mit allerherzlichsten Grüssen Ihr
Hermann Levi.
München. 6. Jan. 79.
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