Liebe Frau Schumann!
ich will gerne glauben, daß ich die Schuld an Ihrer mich sehr betrübenden Absage trage, wenn ich auch nicht recht weiß, wieso. Nun möchte ich aber für alle Zukunft constatiren, daß mir vom 1. November bis Weihnachten und von Aschermittwoch bis Ostern jeder Tag, den Sie mir bestimmen werden, Recht ist. Nur von Weihnachten bis Aschermittwoch sind in der Regel gar keine Conzerte. Ich weiß gar nicht, wie ich mit dieser schlimmen Kunde vor das Orchester treten soll . . . . . .
Für Ihre sonstigen Mittheilungen, und Manches was ich zwischen den Zeilen für mich herausgelesen, herzlichen Dank. Die Lachner’sche Geschichte geht mir sehr nach. Aber da lässt sich Nichts ändern, noch beschönigen; ich habe ihm bisher nicht einmal auf seinen Brief antworten können, da er eigentlich unwiderleglich ist. Du sollst Vater und Mutter verlassen, und mir nachfolgen, steht in der Bibel; das ist ein weiser Spruch, der Einem über nichts hinweghelfen muß: aber ob ihm nachzuhandeln je einem Gläubigen leicht geworden ist, möchte ich bezweifeln. Wir wollen diese traurige Geschichte, und was mit ihr zusammenhängt, nun ruhen lassen. – Für heute nur diesen kurzen Gruß; ich müsste sehr ausführlich werden, wenn ich den Grund meiner Verstimmung über Ihre Absage beschreiben wollte! Für weitere Revisions-Arbeiten stehe ich jederzeit zur Verfügung. (Manfred?)
Mit herzlichen Grusse für Sie Alle
treu-ergeben
Ihr
Hermann Levi.
München 27.1.80.
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